Episode 115

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20th Oct 2025

Trauer am Arbeitsplatz - Mordermittler - David Seil

Trauer am Arbeitsplatz - Mordermittler - David M. Seil

Stefan Hund spricht im Podcast des Trauermanager "Das Schwere LEICHT gesagt" mit Experten (Folge 115)

Im Interview mit Stefan Hund berichtet David Seil, erfahrener Mordermittler aus Frankfurt, von seinem beruflichen Werdegang und Alltag in der Mordkommission. Er erklärt, wie Todesermittlungsverfahren ablaufen und dass die Polizei schon bei ungeklärten Todesfällen eingeschaltet wird. Besonders betont Seil die Bedeutung schneller und genauer Einschätzungen am Tatort, um unterscheiden zu können, ob es sich um einen natürlichen Tod, Unfall oder eine Straftat handelt. Unstimmigkeiten am Fundort oder im Verhalten von Befragten sind für ihn wichtige Hinweise für weitergehende Ermittlungen. Der Mordermittler schildert, wie komplex und langwierig gerade Ermittlungen nach Arbeitsunfällen sein können, da viele Parteien involviert sind. Er beschreibt offen, wie schwer es sein kann, mit Belastungen aus dem Beruf umzugehen, insbesondere bei Fällen mit Kindern oder persönlichen Bezügen, und wie wichtig Selbstfürsorge und Resilienz sind. Auch der professionelle Umgang mit Angehörigen und Tätern gehört zu seinem Alltag, wobei oft Kontakt über die Ermittlungen hinaus bleibt. Seil betont, dass Polizeibeamte Informationen grundsätzlich nicht an Außenstehende weitergeben dürfen, auch wenn Nachfragen aus dem Umfeld kommen. Er sieht seine Aufgabe klar darin, objektiv nach der Wahrheit zu suchen und dabei auch unangenehme Nachfragen zu stellen. Abschließend unterstreicht David Seil, wie wichtig es ist, als Ermittler auf sich selbst zu achten, um langfristig gute Arbeit leisten und den Staat würdig vertreten zu können.

Danke, lieber David

Kontakt: https://www.linkedin.com/in/david-m-seil-speaker/

Aufnahme im Oktober 2025

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Wir sprechen über Themen rund um Trauer. Für Unternehmer, Führungskräfte und Betriebsräte.

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Impressum

Transcript
Speaker:

Mord und Trauer. Ein ganz

Speaker:

besonderes Thema, ein ganz besonderer Gast,

Speaker:

ein Mordermittler und ich

Speaker:

begrüße heute ganz herzlich David Seil

Speaker:

hier im Podcast. Ja, hallo. Schön, dass ich da

Speaker:

sein darf. Danke für die Einladung. An dieser Stelle

Speaker:

begrüße ich auch euch nochmal, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ihr seid

Speaker:

hier bei das schwere leicht gesagt, dem Podcast des Trauermanagers.

Speaker:

Wir sprechen über alles rund das Thema Trauer und

Speaker:

Tod in erster Linie im Unternehmenskontext.

Speaker:

Ja, David, du bist mir auf den LinkedIn

Speaker:

erst mal aufgefallen, weil du einerseits

Speaker:

sehr wertvoll deine Polizeiarbeit darstellst und

Speaker:

andererseits, ich wirklich den Eindruck habe, das macht

Speaker:

jemand mit Herzblut und es ist jemand, der

Speaker:

mit Sicherheit nicht an dieser Stelle verbittert ist.

Speaker:

Deshalb sage ich auch noch mal ganz herzlich Willkommen. Ja, danke schön. Da hast du

Speaker:

mich richtig erkannt. Ja, ich glaube,

Speaker:

in dem Moment, wo du – aber ich sage

Speaker:

mal, im Fachberuf ist das ja nicht anders. In dem Moment, wo du da

Speaker:

verbittert bist, in dem Moment bist du einfach

Speaker:

möglicherweise schneller am BTM-Schrank oder an den Alkoholiker.

Speaker:

Und das hilft keinem, weder dir noch den Fällen, die du ermitteln sollst.

Speaker:

Absolut richtig, ja. Ja,

Speaker:

Mordermittler. Wie kommt man eigentlich dazu, Mordermittler

Speaker:

zu werden? Ja, also bei mir war das ein ganz klassischer Weg.

Speaker:

Ich habe bei der hessischen Landespolizei angefangen. 1999

Speaker:

war das. Da war das noch ein Studium

Speaker:

an der Verwaltungsfachhochschule Fachbereich Polizei. Das

Speaker:

ist auch mein offizieller Abschluss, Diplom Verwaltungswirt.

Speaker:

Und ich bin dann bei der Bereitschaftspolizei gewesen,

Speaker:

ganz klassisch mit Helm und Schild, auch nur

Speaker:

ein Jahr. Hab dann gewechselt zur Kriminalpolizei in

Speaker:

Frankfurt beim Kommissariat für Wohnungseinbruchdiebstahl.

Speaker:

Da war ich dann bis 2007. Da kam ein

Speaker:

sehr geschätzter Kollege dann zu mir und sagte, Junge, du

Speaker:

wirst dir die Welt nicht mehr retten, wechselt zur

Speaker:

Mordkommission. Das war vorher auch schon so ein bisschen meinen Plan, aber ich

Speaker:

hatte so ein bisschen eine längere Zeit noch bei diesem Kommissariat

Speaker:

eigentlich im Blick, habe aber dann erkannt, dass er recht hatte und bin dann

Speaker:

2007 zur Mordkommission gewechselt, bin auch jetzt

Speaker:

aktuell dort Leiter 1 Mordkommission seit einigen

Speaker:

Jahren und kann mir kaum ein anderes, spannenderes

Speaker:

Tätigkeitsfeld vorstellen, ehrlich gesagt.

Speaker:

Ja, du lebst das und das sehr überzeugend.

Speaker:

Für unsere Hörerinnen und Hörer, die sind ja manchmal auch

Speaker:

etwas überfordert, wenn jetzt der Arzt gerade den Tod

Speaker:

festgestellt hat und das Kreuzchen, ich sag mal, bei

Speaker:

unklar gesetzt hat. Ist es der Punkt, wo ihr in diesem Moment

Speaker:

mit ins Spiel kommt oder wie kommst du ins Spiel?

Speaker:

Ja, also hier in Frankfurt, wo ich arbeite, ist es so, dass die

Speaker:

Mordkommission auch Todesermittlungsverfahren bearbeitet. Das

Speaker:

bedeutet, das sind noch keine Ermittlungsverfahren, die sich gegen

Speaker:

Personen richten, sondern eigentlich erst mal die Klarheit

Speaker:

schaffen sollen, ist der Mensch möglicherweise aufgrund

Speaker:

Einwirken fremder Hand verstorben. Das

Speaker:

heißt, der Staat hat quasi einfach nochmal ein Sicherungsnetz

Speaker:

eingebaut, dass wenn jemand stirbt und der den Tod

Speaker:

feststellende Arzt nicht ganz genau weiß warum

Speaker:

oder sich sehr gut vorstellen kann warum, weil er den Patienten kennt und der wahrscheinlich

Speaker:

oder vielleicht eben todkrank war, Dann setzt der

Speaker:

Arzt sein Kreuzchen bei ungeklärt. Dann kommt die Polizei

Speaker:

ins Spiel, genauso, wenn der Arzt einen nicht natürlichen Tod.

Speaker:

Es kann ein Unfalltod, ein Suizid, aber

Speaker:

natürlich auch eine Gewalttat sein. Auch dann sind wir zuständig.

Speaker:

Und das ist in Frankfurt, sind das im Jahr vielleicht so 1200

Speaker:

Fälle, bei denen die Polizei ermittelt. Wir machen das auch und

Speaker:

auch unser Kriminaldauerdienst, das ist die 24 7 Dienststelle hier in

Speaker:

Frankfurt und dann kommen wir vor Ort und entnehmen die

Speaker:

Ermittlungen auf. Ja, Aber in den allermeisten

Speaker:

Fällen gehe ich mal von aus, wärt ihr nachher nicht

Speaker:

weiter tätig, sondern stellt wahrscheinlich fest,

Speaker:

ja, es ist so, derjenige ist eben halt gestorben

Speaker:

und 3 Tage später kann er beerdigt werden. Genau, also das

Speaker:

übliche ist auch, wenn unsere Ermittlungen, ich sag mal so,

Speaker:

wir fangen ja an zu ermitteln, dann ist erst mal die Frage, da wird eine

Speaker:

Obduktion angeregt. Das ist ja das, was für die Angehörigen erstmal ja auch

Speaker:

ein tiefer Eingriff ist, weil die Obduktion erstmal eine Bestattung

Speaker:

nicht möglich macht. Das heißt, das hängt dann auch von der

Speaker:

Terminierung, von der Rechtsmedizin ab und so weiter und so fort. Das

Speaker:

heißt, Die Bestattung verzögert sich, was gerade teilweise im religiösen

Speaker:

Kontext auch ein großes Problem darstellt.

Speaker:

Aber da sind wir dann eben diejenigen, die das erklären, warum das

Speaker:

so sein muss und was der Hintergrund des Ganzen ist. Sobald

Speaker:

die Obduktion durchgeführt wurde, kann die Bestattung durchgeführt werden und da

Speaker:

ist es dann auch egal, ob wir noch weiter ermitteln oder nicht. Das heißt, wir

Speaker:

haben durchaus auch Fälle, das ist dann eher so ein Bereich, der

Speaker:

wir nennen sie Ärzteverfahren, das heißt also vielleicht ein Verdacht

Speaker:

gegen den behandelnden Arzt da ist, der kann auch schon recht schnell in

Speaker:

den Raum gestellt werden. Der wird dann weiter ermittelt. Das ist

Speaker:

dann oftmals im späteren Bereich eher ein Gutachterverfahren. Dann geht

Speaker:

es eben darum, dass festgestellt wird, wurde da nach

Speaker:

den Regeln der ärztlichen Kunst gearbeitet oder nicht. Aber all das ist auch

Speaker:

Teil unserer Arbeit. Aber wie du schon richtig sagst,

Speaker:

passen alle diese Fälle, münden nicht in einem Ermittlungsverfahren

Speaker:

wegen Mord oder Totschlag.

Speaker:

Was sind für dich in diesem Moment, ich sag mal Eyecatcher?

Speaker:

Wo merkst du, hier sollte ich ermitteln

Speaker:

oder ja, das ist normal?

Speaker:

Also das so ein bisschen zu erklären, im

Speaker:

Todesermittlungsverfahren, wo wir jetzt ja noch von sprechen,

Speaker:

da ist es eben wichtig für uns, relativ schnell schon Einschätzung zu treffen,

Speaker:

was wir hier haben. Das hat auch damit zu tun, dass

Speaker:

wenn wir jetzt beispielsweise eine Person in ihrer Wohnung

Speaker:

auffinden oder wir eben in die Wohnung kommen,

Speaker:

in der die Leiche aufgefunden wurde. Ja, unsere Entscheidung in den

Speaker:

ersten Minuten wichtig ist, ist das jetzt hier ein Tatort

Speaker:

oder der Fundort 1 Verstorbenen? Ist es

Speaker:

ein Tatort, ergibt sich natürlich eine ganz andere Dynamik.

Speaker:

Da müssen Spezialisten, Spurensicherungen und so weiter vor Ort geholt

Speaker:

werden und wir sind Tage teilweise dann in dieser Wohnung.

Speaker:

Das heißt, schon in den ersten Minuten ist es ganz wichtig, einen Blick

Speaker:

dafür zu haben. Und der wird geschult durch Erfahrung natürlich

Speaker:

und durch die Feststellungen vor Ort. Das sind dann gewisse Dinge, auf die wir

Speaker:

natürlich achten. Ist das Bild stimmig? Können wir das

Speaker:

erklären? Oftmals sind auch Bilder, die wir

Speaker:

haben, also Fundorte für eine

Speaker:

normale Person, also jemand, der nicht oft

Speaker:

damit zu tun hat, ungewöhnlich. Wenn man sagt, warum ist der

Speaker:

Fundort jetzt so oder warum liegt die Leiche so und so? Das passt doch

Speaker:

gar nicht. Das ist oftmals durchaus erklärbar. Und

Speaker:

wir entscheiden dann teilweise auch wirklich so, dass wir

Speaker:

sagen, naja, wir sind uns sehr sicher, dass hier keine Straftat vorliegt.

Speaker:

Aber wir gehen nochmal eben auf Nummer sicher. Wir haben

Speaker:

dieses Sicherungsnetz der Obduktion. Das machen wir noch.

Speaker:

Selbstverständlich wäre dann im Fall 1 Tötungsdeliktes und auch das ist schon

Speaker:

passiert. Sehr, sehr selten. Aber es ist schon passiert. Natürlich dann schon

Speaker:

viel kaputt gegangen, was Spuren angeht. Aber wir haben

Speaker:

bei der Obduktion dann die Gewissheit, ob unsere Einschätzung

Speaker:

richtig war oder nicht. Ist sie falsch gewesen? Wie gesagt, das ist schon

Speaker:

geschehen. Dann steigen wir natürlich genauso ein und versuchen einfach alles

Speaker:

zu heilen, was da noch zu heilen ist. Aber nach diesem

Speaker:

Eyecatcher gefragt, ja, Unstimmigkeiten

Speaker:

einfach. Alles, was irgendwie gar nicht damit übereinstimmt, wie das

Speaker:

sein sollte, wenn wir von einem natürlichen Tod ausgehen. Auch

Speaker:

Unfälle, Suizidfälle sind ja auch alles Dinge, wo wir natürlich genau schauen

Speaker:

müssen. Was ist das tatsächlich mit einem Suizidgeschehen? Was spricht

Speaker:

dafür? Was spricht dagegen? Das sind alles so Dinge. Also man könnte

Speaker:

jetzt ein beispiel nennen. Es hat ich glaube ich auch mal bei linkedin wir hatten

Speaker:

da manch auch kommuniziert der abschiedsbrief der fehlende Abschiedsbrief

Speaker:

beispielsweise ist für uns nicht zwingend ein Eyecatcher, denn ein

Speaker:

Abschiedsbrief zu schreiben erfordert Energie, Ruhe und

Speaker:

Klarheit. Die haben ja viele Menschen gar nicht mehr, die sich das Leben nehmen. Das

Speaker:

heißt, das ist jetzt nicht zwingend, dass wir sagen, da fehlt der Abschiedsbrief, hier ist

Speaker:

ein Mord geschehen, sondern das ist halt

Speaker:

so. Ja, also das kann leider so sein. Das ist natürlich furchtbar

Speaker:

für die Angehörigen, oftmals, weil wenig Fragen noch beantwortet

Speaker:

werden können. Aber das ist so ein Beispiel, wo man vielleicht denkt, das wäre ein

Speaker:

Eyecatcher, ist es aber nicht zwingend.

Speaker:

Gucken wir einfach nochmal, ihr werdet ja möglicherweise auch zu schweren

Speaker:

Arbeitsunfällen gerufen.

Speaker:

Ich hatte einmal jemand von

Speaker:

der Gewerbeaufsicht und der sagte im Endeffekt,

Speaker:

meistens kommt die Polizei und die entscheidet dann, ob die

Speaker:

Staatsanwaltschaft auch kommen soll. Denn in dem Moment, wo der schwere

Speaker:

Arbeitsunfall möglicherweise tödlich ist, ist ja die Staatsanwaltschaft

Speaker:

im Spiel, oder? Wir sind ja Ermittlungsbeamte der

Speaker:

Staatsanwaltschaft. Also das heißt, das was wir tun, ist ja

Speaker:

der verlängerte Arm der Staatsanwaltschaft.

Speaker:

Die Strafprozessordnung teilt auch vor, dass die Staatsanwaltschaft bei

Speaker:

bestimmten Ereignissen auch selber vor Ort ist, auch beispielsweise

Speaker:

bei Obduktionen. Das wird dann aber oftmals auch an uns

Speaker:

delegiert. Die Staatsanwaltschaft wird

Speaker:

eigentlich sofort eingebunden, sobald eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft

Speaker:

notwendig ist. Eilanordnungen zum Beispiel getroffen werden müssen,

Speaker:

wenn es die Beschlagnahme bestimmter

Speaker:

Gegenstände geht oder ähnliches. Aber im Grunde genommen

Speaker:

informieren wir die Staatsanwaltschaft immer dann, auch wenn es eine spektakuläre

Speaker:

Geschichte war, einfach weil natürlich auch die sprachfähig sein müssen.

Speaker:

Aber die Staatsanwaltschaft wird in Todesfällen grundsätzlich immer sofort am

Speaker:

nächsten Werktag spätestens informiert, weil Todesermittlungsverfahren

Speaker:

sind sogenannte Sofortsachen. Weil Todesermittlungsverfahren sind sogenannte Sofortsachen. Die Polizei ermittelt also nicht erst mal

Speaker:

so eine Woche und dann schickt die das irgendwann zur Staatsanwaltschaft, sondern

Speaker:

unmittelbar nachdem wir tätig geworden sind am nächsten Werktag

Speaker:

geht das zur Entscheidung zur Staatsanwaltschaft. Das beschleunigt

Speaker:

natürlich auch Vorgänge wie die Bestattung, die Freigabe des Leichnams und so weiter.

Speaker:

Also ich habe irgendwann mal gelernt, in dem Moment, wo vom Unternehmen aus die

Speaker:

112 angerufen wird, die Leitstelle, dann

Speaker:

bekommt ihr im Endeffekt direkten Hinweis, da müsst ihr

Speaker:

mit dort aufschlagen. Also

Speaker:

bei Arbeitsunfällen jetzt oder bei Sterbefällen? Also tödlichen

Speaker:

Arbeitsunfällen oder schwerentötigten Arbeitsunfällen. Ja, bei Arbeitsunfällen wird

Speaker:

grundsätzlich die Polizei zugerufen, auch bei nicht tödlichen Arbeitsunfällen, weil ja

Speaker:

immer die Frage ist, sind da vielleicht irgendwelche,

Speaker:

ja, fahrlässigen Handlungen auch, die mit dem Tod in

Speaker:

Verbindung stehen. Logischerweise, oder hat irgendein

Speaker:

Kollege etwas falsch gemacht? War die Baustelle

Speaker:

richtig abgesichert? All das sind Dinge, da arbeiten wir dann aber auch eng zusammen

Speaker:

mit anderen Behörden, weil uns oftmals natürlich als Polizei direkt

Speaker:

die Fachexpertise fehlt. Also wir haben bei

Speaker:

Arbeitsunfällen fast immer auch Gutachter mit eingebunden, die

Speaker:

Staatsanwaltschaft ganz eng. Das sind oft sehr, sehr langwierige Verfahren.

Speaker:

Es ist oft auch sehr, sehr schwer festzustellen, wer letztendlich

Speaker:

dann die Schuld trägt. Es sind meistens ja

Speaker:

Kombinationen auf Baustellen, auch aus eigenem

Speaker:

Verschulden des Verstorbenen, also irgendwie eine Unachtsamkeit vielleicht,

Speaker:

eigenes Missachten der Vorschriften. Und dann

Speaker:

geht das oftmals eben diese ganze Kette lang, wer welcher Subunternehmer

Speaker:

hat wann welche Unterschrift, wo getätigt und welche Schulungen durchgeführt.

Speaker:

Das sind also sehr, sehr komplexe Verfahren, die auch sehr schwierig

Speaker:

zu einem Abschluss zu führen sind. Und in vielen Fällen bekommen wir nicht

Speaker:

zwingend dann unbedingt das Endergebnis mit, weil das anders

Speaker:

als in Fällen von Mord und Totschlag nicht unbedingt zu einem großen

Speaker:

Gerichtsverfahren kommt, wo wir dann zum Beispiel als Zeugen noch geladen werden.

Speaker:

Wie ist das in diesem Moment, da werden ja oftmals

Speaker:

auch, ich sag mal, auf der einen Seite Spielchen gespielt,

Speaker:

sprich du sollst eine bestimmte Wirklichkeit

Speaker:

erkennen, die möglicherweise auch vom Täter wegführt oder von der

Speaker:

Situation wegführt. Wie reagierst du oder wie

Speaker:

erkennst du solche Spielchen?

Speaker:

Ja, also wir achten eben ganz objektiv auf

Speaker:

Unstimmigkeiten, grundsätzlich in dem Gesagten, in dem was wir

Speaker:

sehen, in dem was können wir übereinbringen.

Speaker:

Also wenn Personen sich merkwürdig

Speaker:

verhalten, zum Beispiel bei 1 Befragung, ist das nicht zwingend direkt ein

Speaker:

Hinweis darauf, dass sie uns nicht die Wahrheit sagen, weil die Konfrontation

Speaker:

mit uns ja an sich schon Stressfaktor darstellt. Dann

Speaker:

das Ereignis selbst und so weiter. Vielleicht frühere Erfahrung mit der

Speaker:

Polizei. Es gibt also 1000 Gründe, mit uns nicht entspannt

Speaker:

umzugehen. Das muss jeder Polizeibeamte natürlich

Speaker:

auch wissen. Wir achten primär

Speaker:

einfach auf, ich sag mal, Fehler im Muster. Irgendwo, wo wir

Speaker:

sagen, das passt doch nicht. Also sind wir skeptisch,

Speaker:

sind wir, das schulen wir irgendwie auch automatisch je

Speaker:

mehr je länger man in dem beruf ist desto skeptischer wird man einfach beaussagen

Speaker:

Ich nenne das so ein bisschen auch den Bullshit Radar, was man dann

Speaker:

auch im normalen Alltag mit Personen hat, wo man dann irgendwie sagt,

Speaker:

das passt doch gar nicht. Also was erzählst du mir jetzt gerade?

Speaker:

Das ist sogar dann im Kollegenkreis so, dass man irgendwann so erkennt und sagt, also

Speaker:

was du da gerade sagst, das so ganz

Speaker:

stimmig ist es nicht. Also das heißt, das ist eigentlich das, was unsere

Speaker:

Hauptaufgabe ist, nach Fehlern im Muster zu suchen und natürlich nachzubohren.

Speaker:

Widerspricht oftmals auch so ein bisschen der Erziehung und

Speaker:

dem, wie man eigentlich im Umfeld so funktioniert,

Speaker:

weil ich glaube niemand hat gerne Freundinnen, die jetzt irgendwie alles nochmal genau hinterfragen,

Speaker:

was man gerade so gesagt hat. Aber das ist eben in unserem Beruf

Speaker:

ganz ganz wichtig und gerade beispielsweise bei der Befragung von Zeugen

Speaker:

oder von Geschädigten, gar nicht unbedingt bei denen von Tätern, weil

Speaker:

Täter haben alle Gründe der Welt, uns nicht die Wahrheit zu sagen oder nicht mit

Speaker:

uns zu sprechen. Aber Zeugen haben das ja oftmals

Speaker:

auch, dass sie sagen, ich will nicht da reingezogen werden, ich will

Speaker:

meinen Freund schützen, ich will also irgendwas tun,

Speaker:

bloß nicht jetzt die Wahrheit sagen zu müssen. Das ist tatsächlich der Punkt, wo

Speaker:

wir sehr hart auch nachfragen müssen. Das ist auch unsere Aufgabe. Ich

Speaker:

sage auch immer meinen jungen Kollegen,

Speaker:

Denkt dran, die kommen ja auch noch vor die Hauptverhandlung. Da sitzt ein

Speaker:

Staatsanwalt, da sitzt ein Verteidiger und ein Richter. Und alle werden

Speaker:

diesen Zeugen richtig grillen. Und wenn dann Sachen rauskommen

Speaker:

und wir haben nicht richtig nachgefragt, dann werden wir gefragt, was habt ihr eigentlich getan?

Speaker:

Also was ist eigentlich eure Aufgabe gewesen? Das ist also nur so auch zum

Speaker:

Verständnis, warum wir auch wirklich harte Nachfragen stellen müssen und nicht

Speaker:

alles relativ weich. So ja, okay, frage ich nicht

Speaker:

weiter nach, scheint ja schwierig zu sein, so abtun können, sondern

Speaker:

wir müssen manchmal das tun, einfach so nah wie möglich an

Speaker:

das zu kommen, was wirklich gewesen ist und nicht das, was man vielleicht

Speaker:

gerne hätte. Wie ist das,

Speaker:

kaum ein Unternehmen möchte eigentlich im Zusammenhang mit

Speaker:

Mord und Totschlag genannt werden, Aber da

Speaker:

ist möglicherweise die Kollegin, die da sagt,

Speaker:

also war das jetzt meine Kollegin, die da jetzt in der Presse war? Oder

Speaker:

wie gehst du in diesem Moment damit wenn das Umfeld auch noch ein bisschen was

Speaker:

wissen will? Also wir dürfen grundsätzlich eigentlich nichts

Speaker:

zu Ermittlungsverfahren sagen. Ja, also wir sind

Speaker:

nicht befugt, Akten ein sich zu gewähren. So nennt

Speaker:

sich das. Alles was wir tun ist ja letztendlich wird es

Speaker:

niedergeschrieben, kommt in eine Akte, als Bericht, als Vermerk, als

Speaker:

Vernehmung, was auch immer. Wir als Polizei

Speaker:

dürfen diese Erkenntnisse nicht an Außengestehende

Speaker:

geben. Und das

Speaker:

ist völlig nachvollziehbar, dass jemand, zum Beispiel Angehörige von Getöteten uns anrufen und sagen, was

Speaker:

war denn jetzt genau? Habt ihr das gemacht? Habt ihr den gefragt? Habt ihr da

Speaker:

schon was gemacht? Das heißt, wir müssen da sehr feinfühlig sein und wirklich auch

Speaker:

erklären, warum wir bestimmte Dinge nicht kommunizieren

Speaker:

dürfen. In Teilen lassen wir

Speaker:

uns durchaus von der Staatsanwaltschaft, mit der wir sehr eng zusammenarbeiten, dann

Speaker:

auch sozusagen delegieren, auch bestimmte

Speaker:

Informationen herauszugeben, weil es einfach wichtig ist.

Speaker:

In anderen Teilen bin ich froh, dass wir die Möglichkeit haben in

Speaker:

Deutschland ja der Nebenklagevertretung, das heißt Anwälte,

Speaker:

die sich die Opfer oder die Angehörigen der Opfer kümmern. Und

Speaker:

die wiederum haben ja Akteneinsicht, die können sehr eng beraten, Die

Speaker:

können auch direkt die Informationen aus der Akte an die Angehörigen

Speaker:

weitergeben. Das ist wichtig, dass dieser Kontakt dann auch besteht.

Speaker:

Und wir tun eben alles, irgendwie noch ein Verständnis für unsere Arbeit

Speaker:

irgendwie natürlich zu erhalten, dass die Menschen

Speaker:

verstehen, warum wir bestimmte Sachen können und Sachen nicht können.

Speaker:

Und manchmal bewegen wir uns natürlich in so einem Graubereich dieser

Speaker:

Akteneinsicht, weil wir vielleicht einfach sagen, ja, wir haben jetzt jemanden

Speaker:

festgenommen, ja, wir haben jemanden festgenommen, machen Sie sich keine Sorgen, Der

Speaker:

ist jetzt auch in Haft, der kommt jetzt auch nicht so schnell raus. Aber ich

Speaker:

kann Ihnen nicht sagen, wie der heißt, wie alt er ist und wo er wohnt.

Speaker:

Das geht einfach nicht. Und das sind so Dinge, die

Speaker:

sind unser tägliches Brot, dass wir nicht alles sagen dürfen. Das ist auch

Speaker:

im Todesermittlungsverfahren so. Da sind wir vielleicht ein

Speaker:

bisschen offener, auch weil es einfach richtig und pietätvoll ist,

Speaker:

Auskunft zu geben aus dem, was wir sagen

Speaker:

können. Aber wir sind eben eigentlich eine Behörde, die eben

Speaker:

nicht alles offen kommuniziert. Und das müssen wir aber

Speaker:

auch durchaus einfach darstellen, warum das so ist. Ja,

Speaker:

ja. Du hattest früher schon mal gesagt, du hast im

Speaker:

Anschluss an ein abgeschlossenes Verfahren

Speaker:

manchmal noch Kontakt zu den Beteiligten, in erster Linie

Speaker:

zu den Nepal-Angehörigen des Verstorbenen.

Speaker:

Ich hatte in einem der ersten Interviews den Marcel Engel.

Speaker:

Marcel Engel ist Tatortreiniger und er sagt im

Speaker:

Endeffekt auch, wenn ich den Tatort aufgeräumt habe, hilft das der

Speaker:

Trauer. Wie erlebst du das im Blick auf deine

Speaker:

Mordpille? Also wir haben ja durchweg

Speaker:

mit den Angehörigen von Getöteten natürlich zu tun. Wenn wir

Speaker:

jetzt von vollendeten Tötungswesen sprechen.

Speaker:

Genauso wie wir mit Angehörigen von ganz normal Verstorbenen zu tun haben,

Speaker:

die in unserem Todesermittlungsverfahren eine Rolle spielen, mit denen wir teilweise

Speaker:

auch noch Monate später kommunizieren, weil einfach ein guter Kontakt da

Speaker:

war. Es ist auch einfach Teil unserer Arbeit,

Speaker:

so ein bisschen das aufzufangen, die Fragen, die da sind, vielleicht auch

Speaker:

einfach, die man mit keinem anderen irgendwie besprechen kann, dass wir dann eben

Speaker:

diejenigen sind, mit denen man was tun kann. Wir sind eben keine Therapeuten, das heißt,

Speaker:

wir können nicht wirklich in dem Sinne helfen, dass wir das langfristig

Speaker:

und intensiv begleiten, aber wir können eben auch mal ein offenes Ohr haben.

Speaker:

Partner sein und das ist auch ganz ganz wichtig und das ist

Speaker:

durchaus so, dass man teilweise wirklich noch Monate, Jahre

Speaker:

später, da ich jetzt beispielsweise sehr sehr lange schon in meinem

Speaker:

Tätigkeitsfeld bin, auch quasi unter derselben Rufnummer erreichbar

Speaker:

bin, passiert es durchaus auch, dass Menschen mich anrufen, auch Jahre

Speaker:

später und noch eine Frage klären wollen. Tatsächlich aber

Speaker:

auch der eine oder andere Täter, der angerufen hat und

Speaker:

einfach noch eine Frage hat. Hast du dich damals dingfest gemacht oder was sind

Speaker:

das denn für Fragen? Nein, nur so Fragen, die drehen sich oftmals

Speaker:

sichergestellte Gegenstände auch, aber dann kommt man auch ins Gespräch,

Speaker:

also wenn jetzt 1 ruft und sagt, also ich rede jetzt meistens von Personen, die

Speaker:

zum Beispiel versuchte Tötungsdelikte begangen haben, also eine relativ

Speaker:

beschränkte Haftstrafe auch noch hatten, vielleicht 4, 5, 6 Jahre

Speaker:

und die rauskommen und dann sagen die zum Beispiel, ich

Speaker:

suche immer noch meine teure Jacke, die habt ihr damals sichergestellt.

Speaker:

Wo ist die denn? Und dann versuche ich dann einfach zu helfen und dann kommt

Speaker:

man auch kurz ins Gespräch, wie es denn geht und man muss ja sagen wir

Speaker:

sind ja keine oder wir bemühen uns ja nicht die Feinde

Speaker:

der Täter zu sein. Wir sind ja in einem Bereich wo wir gegen Menschen

Speaker:

ermitteln die meistens in Ausnahmesituationen

Speaker:

Taten begangen haben. Das ist ja schon ein Unterschied,

Speaker:

ob man gegen Berufskriminelle ermittelt, wie ich das beim

Speaker:

Wohnungseinbruchdiebstahl ja auch hatte, also Menschen, die

Speaker:

quasi die Polizei ist der Feind ihres üblichen

Speaker:

Arbeitens, Sondern wir begleiten ja

Speaker:

auch die Täter auf eine gewisse Weise durch eine für sie auch sehr belastende

Speaker:

Zeit. Ohne dass ich jetzt Mitleid haben

Speaker:

müsste mit Tätern, aber man hat einfach einen gewissen

Speaker:

Bezug dazu Und ist eben auch Ansprechpartner Nummer 1,

Speaker:

wenn es solche Themen geht, die ganz alltäglich sind. Was

Speaker:

sagt, ich brauche noch mein Handy, das ist vor 5 Jahren habt ihr das

Speaker:

sichergestellt, da sind meine ganzen Kontakte drin, wie kriege ich das wieder.

Speaker:

Das sind alles so Kleinigkeiten, aber so hält man auch manchmal noch

Speaker:

Kontakt, der natürlich nicht freundschaftlich ist, aber dennoch einfach

Speaker:

von einem respektvollen Umgang geprägt sein soll.

Speaker:

Dass einfach auch nochmal den Familien hilft.

Speaker:

Aber wenn ich jetzt einfach überlege, du siehst ja dabei auch

Speaker:

Bilder von getöteten Menschen,

Speaker:

manchmal getöteten Kindern. Wie gehst du damit

Speaker:

Ja, also ich sehe natürlich nicht nur die Bilder, ich sehe auch die Person selbst

Speaker:

dann mit allem, was dann an Eindrücken dazukommt.

Speaker:

Ich hatte das Glück tatsächlich, dass mich das nie

Speaker:

so belastet hat. Selbst

Speaker:

bei den, sag ich mal, schlimmsten Taten. Belastet hat, selbst bei den schlimmsten Taten.

Speaker:

Es ist interessanterweise so, zumindest habe ich das bei mir

Speaker:

festgestellt, dass je jünger die Opfer sind Und die

Speaker:

Verstorbenen, wenn es jetzt auch keine Opfer von Straftaten sind, einfach bei Verstorbenen,

Speaker:

desto mehr belastet einen das einfach

Speaker:

in dem Sinne, dass man das für falsch

Speaker:

empfindet. Also das ist so eine instinktive Reaktion. Ich kann mir auch

Speaker:

vorstellen, dass das einfach was biologisches ist,

Speaker:

ein totes Kind, einen toten Jugendlichen, einen toten jungen Menschen zu

Speaker:

sehen, das macht dann irgendwie anscheinend mehr, zumindest habe ich

Speaker:

das bei mir so festgestellt, Und dann bleiben auch viele Bilder

Speaker:

eher hängen. Dennoch habe ich

Speaker:

scheinbar die Resilienz oder diesen Abstand durch

Speaker:

meine Arbeit, dass mich das nicht schwer belastet hat. Also mein

Speaker:

erster Mordkommissionsleiter hat mir damals mal gesagt, wenn du

Speaker:

anfängst von den Toten zu träumen, hör auf. Das wäre ein sehr guter

Speaker:

Ratschlag, weil dann ist das auf eine Ebene

Speaker:

gekommen, wo du das auch schwer beeinflussen kannst.

Speaker:

Ich habe auch selbst für mich festgestellt in den letzten Jahren, dass

Speaker:

auch ich nicht unbedingt gesund mit dem Stress und dem Druck

Speaker:

umgegangen bin. Ich habe da vieles jetzt geändert in letzter Zeit. Da hat

Speaker:

mir auch mein sehr junges Team geholfen.

Speaker:

Also ich sage mal, früher hat man vielleicht darüber gesprochen, dass man abends nochmal einen

Speaker:

saufen geht. Heute spreche ich mit

Speaker:

meinen einen Kollegen darüber, wie viel Proteingehalt in irgendwelchen

Speaker:

Mahlzeiten sind und wann wir trainieren gehen. Also das ist

Speaker:

zwar eine Umstellung, aber eine sehr, sehr positive. Ja, Das habe ich jetzt eben auch

Speaker:

festgestellt, dass gewisse

Speaker:

Dinge, die man sich angeeignet hat von früher, auch nicht immer gut

Speaker:

waren und auch nicht dazu führen, dass man langfristig gesund diesen

Speaker:

Job machen kann. Und deshalb wurde da auch viel von

Speaker:

mir oder habe ich viel angepasst. Das war auch war auch wichtig in höchste

Speaker:

Zeit. Und diese Bilder, ja, die

Speaker:

würde ich mal sagen, die werden wahrscheinlich dann belastender, wenn man einen

Speaker:

persönlichen Bezug zu dem Opfer hat. Also persönlicher Bezug auch

Speaker:

darin, dass man diesen Bezug herstellen kann.

Speaker:

Also beispielsweise war es so, dass ein Kollege aufhören

Speaker:

musste bei der Mordkommission oder er hat es dann getan, weil seine

Speaker:

Eltern kurz hintereinander verstorben sind und er die auch zu Hause gefunden

Speaker:

hat. Die sind nicht getötet worden, die sind einfach im hohen Alter

Speaker:

verstorben. Aber er hat eben immer, wenn er dann wieder Bilder gesehen

Speaker:

hat von Toten, wir haben natürlich auch mit vielen älteren Toten zu

Speaker:

tun und dann war natürlich der Bezug schnell hergestellt zu dem eigenen

Speaker:

Leben und zur eigenen Trauer und das ging dann nicht mehr und dann hat er

Speaker:

aufgehört. Und das war bei mir bisher eben glücklicherweise

Speaker:

nie so der Fall. Was habe ich weiterhin diesen Beruf, den ich ja

Speaker:

so sehr schätze und den ich so aufgegangen bin,

Speaker:

auch weiterhin machen kann. Ja, ich kann mich noch gut

Speaker:

erinnern. Ich war eine Zeit lang Gemeindepacher

Speaker:

und hatte dann ein Kind zu beerdigen, was

Speaker:

eine schwere Krebskrankheit hat, was genauso alt war wie mein eigener

Speaker:

Sohn. Und das geht einem dann schon in diesem

Speaker:

Moment an die Nieren. Absolut, ja.

Speaker:

Ja, es sind auch Dinge bei uns, ich habe das so in Erinnerung noch

Speaker:

bei einem Todesfall oder das war tatsächlich ein Tötungszulieb an

Speaker:

einem Achtjährigen, wo wir

Speaker:

auch Telefonüberwachung durchgeführt haben. Und mich hat

Speaker:

tatsächlich das Bild des toten Kindes zwar natürlich auch belastet, aber

Speaker:

noch mehr hat mich dann ein Telefonat belastet, was

Speaker:

dahin dazu geführt wurde. Ich kann da jetzt keine Details nennen, aber

Speaker:

das war einfach so dann schockierend,

Speaker:

wie dann gesprochen wurde. Wie dann gesprochen wurde. Das war eher sowas, was mich

Speaker:

dann zum Beispiel sehr lange beschäftigt hat, sage ich mal.

Speaker:

Und das ist schon immer wieder interessant, was man so

Speaker:

ertragen kann und was nicht. Und mir fällt das gerade noch ein, ich hatte gestern

Speaker:

einen Vortrag vor den Bediensteten der Justizvollzugsanstalt

Speaker:

1 in Frankfurt gemacht, also beruflich.

Speaker:

Und da hat ein junger Justizbeamter auch ganz

Speaker:

eindrücklich geschildert, wie das für ihn war, einen

Speaker:

suizidierten Häftling, den er schon lange kannte eben zu

Speaker:

finden. Und dass er auch gesagt hat, wie geht ihr

Speaker:

denn damit Dann habe ich den großen Unterschied erklärt. Wir

Speaker:

wissen ja, wo wir hingehen. Wir wissen ja, was auf uns zukommt. Es ist

Speaker:

ein riesen Unterschied, ob ein mensch auch

Speaker:

vielleicht privat einen tödlichen unfall erlebt also gesieht wie

Speaker:

das passiert oder seine eltern findet oder ein angehörigen

Speaker:

findet das ist ein ganz massiv großer unterschied

Speaker:

Wir werden ja angerufen bei uns wird gesagt da hat sich jemand suizidiert

Speaker:

oder da ist jemand in der wohnung verstorben das ist schon paar wochen her, da

Speaker:

können wir uns drauf vorbereiten ja wir sind einfach wir sind ja okay dann weiß

Speaker:

ich so grob was jetzt passiert das ist natürlich ein wahnsinniger vorteil.

Speaker:

Und dann kommt dazu das ist kein abstumpfen würde ich sagen sondern

Speaker:

einfach eine eine gewöhnung an an gerüche an

Speaker:

an an an Bildern, dass man einfach dann irgendwann sagt, ja

Speaker:

klar, das habe ich schon mal gesehen. Das ist dann einfach so.

Speaker:

Nur so viel auch dazu, was einen eben belasten kann und diese

Speaker:

Unvorbereitheit dann darauf, das ist ein ganz großer Faktor.

Speaker:

Also wir hatten bei uns eine Ausbildung mal einen Ausbilder,

Speaker:

der gesagt hat, im Endeffekt, Wenn ihr in so eine Situation

Speaker:

reinkommt, ihr geht quasi in eine Art von

Speaker:

Marsmenschenanzug rein, macht die zu und

Speaker:

wenn ihr nachher aus der Situation wieder rausgeht, dann zieht genau diesen Anzug

Speaker:

wieder aus, damit ihr genau das nicht mit nach Hause

Speaker:

nehmt in eure Familien, denn

Speaker:

das hält die Familie auch nicht aus. Ne, ne. Und auch das so

Speaker:

runterdrücken und runterschlucken, am besten noch mit

Speaker:

Alkohol, ist noch schlimmer. Ja, also das ist ja so eine

Speaker:

typische Techniken, sage ich mal, und

Speaker:

Maßnahmen, die man dann so hat. Alles natürlich

Speaker:

absolut destruktiv und funktioniert nicht. Ich habe da ja auch meine eigene das teile

Speaker:

ich ja auch immer sehr Techniken entwickelt, so wie ich

Speaker:

damit umgehe. Das muss man halt auch erst mal lernen. Ich hatte

Speaker:

halt das Glück, dass ich jetzt nicht irgendwie zusammengebrochen bin und dann das lernen musste,

Speaker:

sondern ich war so kurz davor und habe dann rechtzeitig die Reißleine gezogen

Speaker:

und habe viel geändert. Und das war, ja, das ist

Speaker:

entscheidend, dass Leute das auch frühzeitig hören und mitbekommen,

Speaker:

so wie wichtig das eben ist, mal auf sich wirklich zu hören. Ist

Speaker:

natürlich in 1 Zeit der ständigen Ablenkung.

Speaker:

Ja, es ist ja nichts leichter, als das Handy zu nehmen und schon ist man

Speaker:

komplett weg, ist das natürlich auch nochmal eine ganz

Speaker:

andere Herausforderung. Aber auch das ist eben das für meine jungen Kollegen, was so wichtig

Speaker:

ist zu erkennen, ist da jetzt eine Belastung da, wie gehe ich jetzt damit

Speaker:

und wie bereite ich mich darauf vor, Belastungen

Speaker:

besser zu ertragen, also die Resilienz einfach zu stärken.

Speaker:

Was hilft mir persönlich dafür? Bei mir ist es

Speaker:

Wandern, Sauna, Sport, was auch immer. Viele Dinge so

Speaker:

in Ruhe, für mich alleine, MeTime. Bei anderen ist es vielleicht was ganz

Speaker:

anderes und das muss man erstmal für sich so erkennen, was einem wirklich

Speaker:

gut tut, im Gegensatz zu dem, was vielleicht so erzählt wird, was

Speaker:

mal generell einem gut tut. Nicht für jeden ist das das Richtige,

Speaker:

aber da ist es ganz wichtig, sich da Gedanken drüber zu machen,

Speaker:

wenn man in einem Beruf arbeitet, der solche Stressoren

Speaker:

beinhaltet. Aber es ist ganz wichtig eben

Speaker:

halt, dass du gut für dich selbst sorgst, denn dann kannst du auch gut

Speaker:

für deine, ich weiß nicht wie ihr es nennt, Klienten, Kunden

Speaker:

oder wie auch immer in den Fällen sagen. Und da

Speaker:

hast du ja auch deine Antennen offen. Ja gut, man muss ja

Speaker:

auch 1 sagen, das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich genauso wie alle anderen

Speaker:

Polizeibeamten repräsentieren eben den Staat. Wenn wir nicht funktionieren,

Speaker:

funktioniert der Staat nicht. Das heißt, das, was wir tun, wie

Speaker:

wir handeln, das ist das Handeln des Staates. Das ist das, wofür die Bürger

Speaker:

ihre Steuern zahlen und was die Bürger von uns erwarten

Speaker:

können. Dass natürlich da überall Menschen dahinter stecken und nicht jeder

Speaker:

ständig funktioniert und nicht jeder fehlerfrei ist völlig klar.

Speaker:

Aber sich das auch immer mal wieder zu vergegenwärtigen, wie

Speaker:

wichtig die eigene Arbeit dann ist. Das ist auch ganz wichtig und ein ganz

Speaker:

großer Punkt, den ich auch versuche, meinen jungen

Speaker:

Kollegen immer wieder zu vermitteln. Lieber

Speaker:

David, ich sage ganz herzlichen Dank. Sehr

Speaker:

gerne. Es hat mir viel Spaß gemacht. Vielen Dank für die

Speaker:

weiten Einblicke. Einiges war für mich auch neu.

Speaker:

Und liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr Fragen an

Speaker:

uns habt, schreibt mir bitte am besten, entweder ihr guckt

Speaker:

vorher in die Show Notes rein oder unter podcast.trauermanager.de

Speaker:

Und dann erreicht mich das und dann gebe ich das auch gerne an den David

Speaker:

weiter und mal sehen, was sich aus der Episode

Speaker:

noch ergibt. Wunderbar. Vielen Dank.

Speaker:

Mach's gut.

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About the Podcast

Das Schwere leicht gesagt
Trauer am Arbeitsplatz
Trauer am Arbeitsplatz - Das Schwere LEICHT gesagt.

Wir sprechen hier über alles, was mit Trauer am Arbeitsplatz zu tun haben kann. Jede Episode betrachtet einen neuen Aspekt. Unsere Gäste haben eine allermeist schwere Trauersituation erlebt und durchgearbeitet. Also Theorie und Praxis.
Unser Anliegen ist es, die Trauer aus der Tabuzone zu holen.

Wir, das sind die Trauermanager by Ingenieurbüro Heinke Wedler. Im Kernteam ist Stefan Hund, der sowohl Fachkraft für Arbeitssicherheit als auch Ev. Klinikpfarrer (i.R.) ist, für den Podcast zuständig.

Wir freuen uns auf Reaktionen gerne auch Fragen unter: podcast@trauermanager.de

Wollen Sie mit uns zusammenarbeiten , vereinbaren Sie noch heute einen Kennenlerntermin: https://trauer-manager.de/termin.

Datenschutzerklärung und Impressum finden Sie auf unserer Homepage: https://www.trauermanager.de

Hinweis: Wir haben uns zu Beginn des Podcasts dafür entschieden, bei diesem sensiblen Thema alle unsere Zuhörer wertvoll zu "Duzen". Da wir sehr viele unserer Gäste teilweise seit Jahren persönlich kennen, pflegen wir auch hier das wertschätzende DU.

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