Trauer am Arbeitsplatz - Mordermittler - David Seil
Trauer am Arbeitsplatz - Mordermittler - David M. Seil
Stefan Hund spricht im Podcast des Trauermanager "Das Schwere LEICHT gesagt" mit Experten (Folge 115)
Im Interview mit Stefan Hund berichtet David Seil, erfahrener Mordermittler aus Frankfurt, von seinem beruflichen Werdegang und Alltag in der Mordkommission. Er erklärt, wie Todesermittlungsverfahren ablaufen und dass die Polizei schon bei ungeklärten Todesfällen eingeschaltet wird. Besonders betont Seil die Bedeutung schneller und genauer Einschätzungen am Tatort, um unterscheiden zu können, ob es sich um einen natürlichen Tod, Unfall oder eine Straftat handelt. Unstimmigkeiten am Fundort oder im Verhalten von Befragten sind für ihn wichtige Hinweise für weitergehende Ermittlungen. Der Mordermittler schildert, wie komplex und langwierig gerade Ermittlungen nach Arbeitsunfällen sein können, da viele Parteien involviert sind. Er beschreibt offen, wie schwer es sein kann, mit Belastungen aus dem Beruf umzugehen, insbesondere bei Fällen mit Kindern oder persönlichen Bezügen, und wie wichtig Selbstfürsorge und Resilienz sind. Auch der professionelle Umgang mit Angehörigen und Tätern gehört zu seinem Alltag, wobei oft Kontakt über die Ermittlungen hinaus bleibt. Seil betont, dass Polizeibeamte Informationen grundsätzlich nicht an Außenstehende weitergeben dürfen, auch wenn Nachfragen aus dem Umfeld kommen. Er sieht seine Aufgabe klar darin, objektiv nach der Wahrheit zu suchen und dabei auch unangenehme Nachfragen zu stellen. Abschließend unterstreicht David Seil, wie wichtig es ist, als Ermittler auf sich selbst zu achten, um langfristig gute Arbeit leisten und den Staat würdig vertreten zu können.
Danke, lieber David
Kontakt: https://www.linkedin.com/in/david-m-seil-speaker/
Aufnahme im Oktober 2025
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Transcript
Mord und Trauer. Ein ganz
Speaker:besonderes Thema, ein ganz besonderer Gast,
Speaker:ein Mordermittler und ich
Speaker:begrüße heute ganz herzlich David Seil
Speaker:hier im Podcast. Ja, hallo. Schön, dass ich da
Speaker:sein darf. Danke für die Einladung. An dieser Stelle
Speaker:begrüße ich auch euch nochmal, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ihr seid
Speaker:hier bei das schwere leicht gesagt, dem Podcast des Trauermanagers.
Speaker:Wir sprechen über alles rund das Thema Trauer und
Speaker:Tod in erster Linie im Unternehmenskontext.
Speaker:Ja, David, du bist mir auf den LinkedIn
Speaker:erst mal aufgefallen, weil du einerseits
Speaker:sehr wertvoll deine Polizeiarbeit darstellst und
Speaker:andererseits, ich wirklich den Eindruck habe, das macht
Speaker:jemand mit Herzblut und es ist jemand, der
Speaker:mit Sicherheit nicht an dieser Stelle verbittert ist.
Speaker:Deshalb sage ich auch noch mal ganz herzlich Willkommen. Ja, danke schön. Da hast du
Speaker:mich richtig erkannt. Ja, ich glaube,
Speaker:in dem Moment, wo du – aber ich sage
Speaker:mal, im Fachberuf ist das ja nicht anders. In dem Moment, wo du da
Speaker:verbittert bist, in dem Moment bist du einfach
Speaker:möglicherweise schneller am BTM-Schrank oder an den Alkoholiker.
Speaker:Und das hilft keinem, weder dir noch den Fällen, die du ermitteln sollst.
Speaker:Absolut richtig, ja. Ja,
Speaker:Mordermittler. Wie kommt man eigentlich dazu, Mordermittler
Speaker:zu werden? Ja, also bei mir war das ein ganz klassischer Weg.
Speaker:Ich habe bei der hessischen Landespolizei angefangen. 1999
Speaker:war das. Da war das noch ein Studium
Speaker:an der Verwaltungsfachhochschule Fachbereich Polizei. Das
Speaker:ist auch mein offizieller Abschluss, Diplom Verwaltungswirt.
Speaker:Und ich bin dann bei der Bereitschaftspolizei gewesen,
Speaker:ganz klassisch mit Helm und Schild, auch nur
Speaker:ein Jahr. Hab dann gewechselt zur Kriminalpolizei in
Speaker:Frankfurt beim Kommissariat für Wohnungseinbruchdiebstahl.
Speaker:Da war ich dann bis 2007. Da kam ein
Speaker:sehr geschätzter Kollege dann zu mir und sagte, Junge, du
Speaker:wirst dir die Welt nicht mehr retten, wechselt zur
Speaker:Mordkommission. Das war vorher auch schon so ein bisschen meinen Plan, aber ich
Speaker:hatte so ein bisschen eine längere Zeit noch bei diesem Kommissariat
Speaker:eigentlich im Blick, habe aber dann erkannt, dass er recht hatte und bin dann
Speaker:2007 zur Mordkommission gewechselt, bin auch jetzt
Speaker:aktuell dort Leiter 1 Mordkommission seit einigen
Speaker:Jahren und kann mir kaum ein anderes, spannenderes
Speaker:Tätigkeitsfeld vorstellen, ehrlich gesagt.
Speaker:Ja, du lebst das und das sehr überzeugend.
Speaker:Für unsere Hörerinnen und Hörer, die sind ja manchmal auch
Speaker:etwas überfordert, wenn jetzt der Arzt gerade den Tod
Speaker:festgestellt hat und das Kreuzchen, ich sag mal, bei
Speaker:unklar gesetzt hat. Ist es der Punkt, wo ihr in diesem Moment
Speaker:mit ins Spiel kommt oder wie kommst du ins Spiel?
Speaker:Ja, also hier in Frankfurt, wo ich arbeite, ist es so, dass die
Speaker:Mordkommission auch Todesermittlungsverfahren bearbeitet. Das
Speaker:bedeutet, das sind noch keine Ermittlungsverfahren, die sich gegen
Speaker:Personen richten, sondern eigentlich erst mal die Klarheit
Speaker:schaffen sollen, ist der Mensch möglicherweise aufgrund
Speaker:Einwirken fremder Hand verstorben. Das
Speaker:heißt, der Staat hat quasi einfach nochmal ein Sicherungsnetz
Speaker:eingebaut, dass wenn jemand stirbt und der den Tod
Speaker:feststellende Arzt nicht ganz genau weiß warum
Speaker:oder sich sehr gut vorstellen kann warum, weil er den Patienten kennt und der wahrscheinlich
Speaker:oder vielleicht eben todkrank war, Dann setzt der
Speaker:Arzt sein Kreuzchen bei ungeklärt. Dann kommt die Polizei
Speaker:ins Spiel, genauso, wenn der Arzt einen nicht natürlichen Tod.
Speaker:Es kann ein Unfalltod, ein Suizid, aber
Speaker:natürlich auch eine Gewalttat sein. Auch dann sind wir zuständig.
Speaker:Und das ist in Frankfurt, sind das im Jahr vielleicht so 1200
Speaker:Fälle, bei denen die Polizei ermittelt. Wir machen das auch und
Speaker:auch unser Kriminaldauerdienst, das ist die 24 7 Dienststelle hier in
Speaker:Frankfurt und dann kommen wir vor Ort und entnehmen die
Speaker:Ermittlungen auf. Ja, Aber in den allermeisten
Speaker:Fällen gehe ich mal von aus, wärt ihr nachher nicht
Speaker:weiter tätig, sondern stellt wahrscheinlich fest,
Speaker:ja, es ist so, derjenige ist eben halt gestorben
Speaker:und 3 Tage später kann er beerdigt werden. Genau, also das
Speaker:übliche ist auch, wenn unsere Ermittlungen, ich sag mal so,
Speaker:wir fangen ja an zu ermitteln, dann ist erst mal die Frage, da wird eine
Speaker:Obduktion angeregt. Das ist ja das, was für die Angehörigen erstmal ja auch
Speaker:ein tiefer Eingriff ist, weil die Obduktion erstmal eine Bestattung
Speaker:nicht möglich macht. Das heißt, das hängt dann auch von der
Speaker:Terminierung, von der Rechtsmedizin ab und so weiter und so fort. Das
Speaker:heißt, Die Bestattung verzögert sich, was gerade teilweise im religiösen
Speaker:Kontext auch ein großes Problem darstellt.
Speaker:Aber da sind wir dann eben diejenigen, die das erklären, warum das
Speaker:so sein muss und was der Hintergrund des Ganzen ist. Sobald
Speaker:die Obduktion durchgeführt wurde, kann die Bestattung durchgeführt werden und da
Speaker:ist es dann auch egal, ob wir noch weiter ermitteln oder nicht. Das heißt, wir
Speaker:haben durchaus auch Fälle, das ist dann eher so ein Bereich, der
Speaker:wir nennen sie Ärzteverfahren, das heißt also vielleicht ein Verdacht
Speaker:gegen den behandelnden Arzt da ist, der kann auch schon recht schnell in
Speaker:den Raum gestellt werden. Der wird dann weiter ermittelt. Das ist
Speaker:dann oftmals im späteren Bereich eher ein Gutachterverfahren. Dann geht
Speaker:es eben darum, dass festgestellt wird, wurde da nach
Speaker:den Regeln der ärztlichen Kunst gearbeitet oder nicht. Aber all das ist auch
Speaker:Teil unserer Arbeit. Aber wie du schon richtig sagst,
Speaker:passen alle diese Fälle, münden nicht in einem Ermittlungsverfahren
Speaker:wegen Mord oder Totschlag.
Speaker:Was sind für dich in diesem Moment, ich sag mal Eyecatcher?
Speaker:Wo merkst du, hier sollte ich ermitteln
Speaker:oder ja, das ist normal?
Speaker:Also das so ein bisschen zu erklären, im
Speaker:Todesermittlungsverfahren, wo wir jetzt ja noch von sprechen,
Speaker:da ist es eben wichtig für uns, relativ schnell schon Einschätzung zu treffen,
Speaker:was wir hier haben. Das hat auch damit zu tun, dass
Speaker:wenn wir jetzt beispielsweise eine Person in ihrer Wohnung
Speaker:auffinden oder wir eben in die Wohnung kommen,
Speaker:in der die Leiche aufgefunden wurde. Ja, unsere Entscheidung in den
Speaker:ersten Minuten wichtig ist, ist das jetzt hier ein Tatort
Speaker:oder der Fundort 1 Verstorbenen? Ist es
Speaker:ein Tatort, ergibt sich natürlich eine ganz andere Dynamik.
Speaker:Da müssen Spezialisten, Spurensicherungen und so weiter vor Ort geholt
Speaker:werden und wir sind Tage teilweise dann in dieser Wohnung.
Speaker:Das heißt, schon in den ersten Minuten ist es ganz wichtig, einen Blick
Speaker:dafür zu haben. Und der wird geschult durch Erfahrung natürlich
Speaker:und durch die Feststellungen vor Ort. Das sind dann gewisse Dinge, auf die wir
Speaker:natürlich achten. Ist das Bild stimmig? Können wir das
Speaker:erklären? Oftmals sind auch Bilder, die wir
Speaker:haben, also Fundorte für eine
Speaker:normale Person, also jemand, der nicht oft
Speaker:damit zu tun hat, ungewöhnlich. Wenn man sagt, warum ist der
Speaker:Fundort jetzt so oder warum liegt die Leiche so und so? Das passt doch
Speaker:gar nicht. Das ist oftmals durchaus erklärbar. Und
Speaker:wir entscheiden dann teilweise auch wirklich so, dass wir
Speaker:sagen, naja, wir sind uns sehr sicher, dass hier keine Straftat vorliegt.
Speaker:Aber wir gehen nochmal eben auf Nummer sicher. Wir haben
Speaker:dieses Sicherungsnetz der Obduktion. Das machen wir noch.
Speaker:Selbstverständlich wäre dann im Fall 1 Tötungsdeliktes und auch das ist schon
Speaker:passiert. Sehr, sehr selten. Aber es ist schon passiert. Natürlich dann schon
Speaker:viel kaputt gegangen, was Spuren angeht. Aber wir haben
Speaker:bei der Obduktion dann die Gewissheit, ob unsere Einschätzung
Speaker:richtig war oder nicht. Ist sie falsch gewesen? Wie gesagt, das ist schon
Speaker:geschehen. Dann steigen wir natürlich genauso ein und versuchen einfach alles
Speaker:zu heilen, was da noch zu heilen ist. Aber nach diesem
Speaker:Eyecatcher gefragt, ja, Unstimmigkeiten
Speaker:einfach. Alles, was irgendwie gar nicht damit übereinstimmt, wie das
Speaker:sein sollte, wenn wir von einem natürlichen Tod ausgehen. Auch
Speaker:Unfälle, Suizidfälle sind ja auch alles Dinge, wo wir natürlich genau schauen
Speaker:müssen. Was ist das tatsächlich mit einem Suizidgeschehen? Was spricht
Speaker:dafür? Was spricht dagegen? Das sind alles so Dinge. Also man könnte
Speaker:jetzt ein beispiel nennen. Es hat ich glaube ich auch mal bei linkedin wir hatten
Speaker:da manch auch kommuniziert der abschiedsbrief der fehlende Abschiedsbrief
Speaker:beispielsweise ist für uns nicht zwingend ein Eyecatcher, denn ein
Speaker:Abschiedsbrief zu schreiben erfordert Energie, Ruhe und
Speaker:Klarheit. Die haben ja viele Menschen gar nicht mehr, die sich das Leben nehmen. Das
Speaker:heißt, das ist jetzt nicht zwingend, dass wir sagen, da fehlt der Abschiedsbrief, hier ist
Speaker:ein Mord geschehen, sondern das ist halt
Speaker:so. Ja, also das kann leider so sein. Das ist natürlich furchtbar
Speaker:für die Angehörigen, oftmals, weil wenig Fragen noch beantwortet
Speaker:werden können. Aber das ist so ein Beispiel, wo man vielleicht denkt, das wäre ein
Speaker:Eyecatcher, ist es aber nicht zwingend.
Speaker:Gucken wir einfach nochmal, ihr werdet ja möglicherweise auch zu schweren
Speaker:Arbeitsunfällen gerufen.
Speaker:Ich hatte einmal jemand von
Speaker:der Gewerbeaufsicht und der sagte im Endeffekt,
Speaker:meistens kommt die Polizei und die entscheidet dann, ob die
Speaker:Staatsanwaltschaft auch kommen soll. Denn in dem Moment, wo der schwere
Speaker:Arbeitsunfall möglicherweise tödlich ist, ist ja die Staatsanwaltschaft
Speaker:im Spiel, oder? Wir sind ja Ermittlungsbeamte der
Speaker:Staatsanwaltschaft. Also das heißt, das was wir tun, ist ja
Speaker:der verlängerte Arm der Staatsanwaltschaft.
Speaker:Die Strafprozessordnung teilt auch vor, dass die Staatsanwaltschaft bei
Speaker:bestimmten Ereignissen auch selber vor Ort ist, auch beispielsweise
Speaker:bei Obduktionen. Das wird dann aber oftmals auch an uns
Speaker:delegiert. Die Staatsanwaltschaft wird
Speaker:eigentlich sofort eingebunden, sobald eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft
Speaker:notwendig ist. Eilanordnungen zum Beispiel getroffen werden müssen,
Speaker:wenn es die Beschlagnahme bestimmter
Speaker:Gegenstände geht oder ähnliches. Aber im Grunde genommen
Speaker:informieren wir die Staatsanwaltschaft immer dann, auch wenn es eine spektakuläre
Speaker:Geschichte war, einfach weil natürlich auch die sprachfähig sein müssen.
Speaker:Aber die Staatsanwaltschaft wird in Todesfällen grundsätzlich immer sofort am
Speaker:nächsten Werktag spätestens informiert, weil Todesermittlungsverfahren
Speaker:sind sogenannte Sofortsachen. Weil Todesermittlungsverfahren sind sogenannte Sofortsachen. Die Polizei ermittelt also nicht erst mal
Speaker:so eine Woche und dann schickt die das irgendwann zur Staatsanwaltschaft, sondern
Speaker:unmittelbar nachdem wir tätig geworden sind am nächsten Werktag
Speaker:geht das zur Entscheidung zur Staatsanwaltschaft. Das beschleunigt
Speaker:natürlich auch Vorgänge wie die Bestattung, die Freigabe des Leichnams und so weiter.
Speaker:Also ich habe irgendwann mal gelernt, in dem Moment, wo vom Unternehmen aus die
Speaker:112 angerufen wird, die Leitstelle, dann
Speaker:bekommt ihr im Endeffekt direkten Hinweis, da müsst ihr
Speaker:mit dort aufschlagen. Also
Speaker:bei Arbeitsunfällen jetzt oder bei Sterbefällen? Also tödlichen
Speaker:Arbeitsunfällen oder schwerentötigten Arbeitsunfällen. Ja, bei Arbeitsunfällen wird
Speaker:grundsätzlich die Polizei zugerufen, auch bei nicht tödlichen Arbeitsunfällen, weil ja
Speaker:immer die Frage ist, sind da vielleicht irgendwelche,
Speaker:ja, fahrlässigen Handlungen auch, die mit dem Tod in
Speaker:Verbindung stehen. Logischerweise, oder hat irgendein
Speaker:Kollege etwas falsch gemacht? War die Baustelle
Speaker:richtig abgesichert? All das sind Dinge, da arbeiten wir dann aber auch eng zusammen
Speaker:mit anderen Behörden, weil uns oftmals natürlich als Polizei direkt
Speaker:die Fachexpertise fehlt. Also wir haben bei
Speaker:Arbeitsunfällen fast immer auch Gutachter mit eingebunden, die
Speaker:Staatsanwaltschaft ganz eng. Das sind oft sehr, sehr langwierige Verfahren.
Speaker:Es ist oft auch sehr, sehr schwer festzustellen, wer letztendlich
Speaker:dann die Schuld trägt. Es sind meistens ja
Speaker:Kombinationen auf Baustellen, auch aus eigenem
Speaker:Verschulden des Verstorbenen, also irgendwie eine Unachtsamkeit vielleicht,
Speaker:eigenes Missachten der Vorschriften. Und dann
Speaker:geht das oftmals eben diese ganze Kette lang, wer welcher Subunternehmer
Speaker:hat wann welche Unterschrift, wo getätigt und welche Schulungen durchgeführt.
Speaker:Das sind also sehr, sehr komplexe Verfahren, die auch sehr schwierig
Speaker:zu einem Abschluss zu führen sind. Und in vielen Fällen bekommen wir nicht
Speaker:zwingend dann unbedingt das Endergebnis mit, weil das anders
Speaker:als in Fällen von Mord und Totschlag nicht unbedingt zu einem großen
Speaker:Gerichtsverfahren kommt, wo wir dann zum Beispiel als Zeugen noch geladen werden.
Speaker:Wie ist das in diesem Moment, da werden ja oftmals
Speaker:auch, ich sag mal, auf der einen Seite Spielchen gespielt,
Speaker:sprich du sollst eine bestimmte Wirklichkeit
Speaker:erkennen, die möglicherweise auch vom Täter wegführt oder von der
Speaker:Situation wegführt. Wie reagierst du oder wie
Speaker:erkennst du solche Spielchen?
Speaker:Ja, also wir achten eben ganz objektiv auf
Speaker:Unstimmigkeiten, grundsätzlich in dem Gesagten, in dem was wir
Speaker:sehen, in dem was können wir übereinbringen.
Speaker:Also wenn Personen sich merkwürdig
Speaker:verhalten, zum Beispiel bei 1 Befragung, ist das nicht zwingend direkt ein
Speaker:Hinweis darauf, dass sie uns nicht die Wahrheit sagen, weil die Konfrontation
Speaker:mit uns ja an sich schon Stressfaktor darstellt. Dann
Speaker:das Ereignis selbst und so weiter. Vielleicht frühere Erfahrung mit der
Speaker:Polizei. Es gibt also 1000 Gründe, mit uns nicht entspannt
Speaker:umzugehen. Das muss jeder Polizeibeamte natürlich
Speaker:auch wissen. Wir achten primär
Speaker:einfach auf, ich sag mal, Fehler im Muster. Irgendwo, wo wir
Speaker:sagen, das passt doch nicht. Also sind wir skeptisch,
Speaker:sind wir, das schulen wir irgendwie auch automatisch je
Speaker:mehr je länger man in dem beruf ist desto skeptischer wird man einfach beaussagen
Speaker:Ich nenne das so ein bisschen auch den Bullshit Radar, was man dann
Speaker:auch im normalen Alltag mit Personen hat, wo man dann irgendwie sagt,
Speaker:das passt doch gar nicht. Also was erzählst du mir jetzt gerade?
Speaker:Das ist sogar dann im Kollegenkreis so, dass man irgendwann so erkennt und sagt, also
Speaker:was du da gerade sagst, das so ganz
Speaker:stimmig ist es nicht. Also das heißt, das ist eigentlich das, was unsere
Speaker:Hauptaufgabe ist, nach Fehlern im Muster zu suchen und natürlich nachzubohren.
Speaker:Widerspricht oftmals auch so ein bisschen der Erziehung und
Speaker:dem, wie man eigentlich im Umfeld so funktioniert,
Speaker:weil ich glaube niemand hat gerne Freundinnen, die jetzt irgendwie alles nochmal genau hinterfragen,
Speaker:was man gerade so gesagt hat. Aber das ist eben in unserem Beruf
Speaker:ganz ganz wichtig und gerade beispielsweise bei der Befragung von Zeugen
Speaker:oder von Geschädigten, gar nicht unbedingt bei denen von Tätern, weil
Speaker:Täter haben alle Gründe der Welt, uns nicht die Wahrheit zu sagen oder nicht mit
Speaker:uns zu sprechen. Aber Zeugen haben das ja oftmals
Speaker:auch, dass sie sagen, ich will nicht da reingezogen werden, ich will
Speaker:meinen Freund schützen, ich will also irgendwas tun,
Speaker:bloß nicht jetzt die Wahrheit sagen zu müssen. Das ist tatsächlich der Punkt, wo
Speaker:wir sehr hart auch nachfragen müssen. Das ist auch unsere Aufgabe. Ich
Speaker:sage auch immer meinen jungen Kollegen,
Speaker:Denkt dran, die kommen ja auch noch vor die Hauptverhandlung. Da sitzt ein
Speaker:Staatsanwalt, da sitzt ein Verteidiger und ein Richter. Und alle werden
Speaker:diesen Zeugen richtig grillen. Und wenn dann Sachen rauskommen
Speaker:und wir haben nicht richtig nachgefragt, dann werden wir gefragt, was habt ihr eigentlich getan?
Speaker:Also was ist eigentlich eure Aufgabe gewesen? Das ist also nur so auch zum
Speaker:Verständnis, warum wir auch wirklich harte Nachfragen stellen müssen und nicht
Speaker:alles relativ weich. So ja, okay, frage ich nicht
Speaker:weiter nach, scheint ja schwierig zu sein, so abtun können, sondern
Speaker:wir müssen manchmal das tun, einfach so nah wie möglich an
Speaker:das zu kommen, was wirklich gewesen ist und nicht das, was man vielleicht
Speaker:gerne hätte. Wie ist das,
Speaker:kaum ein Unternehmen möchte eigentlich im Zusammenhang mit
Speaker:Mord und Totschlag genannt werden, Aber da
Speaker:ist möglicherweise die Kollegin, die da sagt,
Speaker:also war das jetzt meine Kollegin, die da jetzt in der Presse war? Oder
Speaker:wie gehst du in diesem Moment damit wenn das Umfeld auch noch ein bisschen was
Speaker:wissen will? Also wir dürfen grundsätzlich eigentlich nichts
Speaker:zu Ermittlungsverfahren sagen. Ja, also wir sind
Speaker:nicht befugt, Akten ein sich zu gewähren. So nennt
Speaker:sich das. Alles was wir tun ist ja letztendlich wird es
Speaker:niedergeschrieben, kommt in eine Akte, als Bericht, als Vermerk, als
Speaker:Vernehmung, was auch immer. Wir als Polizei
Speaker:dürfen diese Erkenntnisse nicht an Außengestehende
Speaker:geben. Und das
Speaker:ist völlig nachvollziehbar, dass jemand, zum Beispiel Angehörige von Getöteten uns anrufen und sagen, was
Speaker:war denn jetzt genau? Habt ihr das gemacht? Habt ihr den gefragt? Habt ihr da
Speaker:schon was gemacht? Das heißt, wir müssen da sehr feinfühlig sein und wirklich auch
Speaker:erklären, warum wir bestimmte Dinge nicht kommunizieren
Speaker:dürfen. In Teilen lassen wir
Speaker:uns durchaus von der Staatsanwaltschaft, mit der wir sehr eng zusammenarbeiten, dann
Speaker:auch sozusagen delegieren, auch bestimmte
Speaker:Informationen herauszugeben, weil es einfach wichtig ist.
Speaker:In anderen Teilen bin ich froh, dass wir die Möglichkeit haben in
Speaker:Deutschland ja der Nebenklagevertretung, das heißt Anwälte,
Speaker:die sich die Opfer oder die Angehörigen der Opfer kümmern. Und
Speaker:die wiederum haben ja Akteneinsicht, die können sehr eng beraten, Die
Speaker:können auch direkt die Informationen aus der Akte an die Angehörigen
Speaker:weitergeben. Das ist wichtig, dass dieser Kontakt dann auch besteht.
Speaker:Und wir tun eben alles, irgendwie noch ein Verständnis für unsere Arbeit
Speaker:irgendwie natürlich zu erhalten, dass die Menschen
Speaker:verstehen, warum wir bestimmte Sachen können und Sachen nicht können.
Speaker:Und manchmal bewegen wir uns natürlich in so einem Graubereich dieser
Speaker:Akteneinsicht, weil wir vielleicht einfach sagen, ja, wir haben jetzt jemanden
Speaker:festgenommen, ja, wir haben jemanden festgenommen, machen Sie sich keine Sorgen, Der
Speaker:ist jetzt auch in Haft, der kommt jetzt auch nicht so schnell raus. Aber ich
Speaker:kann Ihnen nicht sagen, wie der heißt, wie alt er ist und wo er wohnt.
Speaker:Das geht einfach nicht. Und das sind so Dinge, die
Speaker:sind unser tägliches Brot, dass wir nicht alles sagen dürfen. Das ist auch
Speaker:im Todesermittlungsverfahren so. Da sind wir vielleicht ein
Speaker:bisschen offener, auch weil es einfach richtig und pietätvoll ist,
Speaker:Auskunft zu geben aus dem, was wir sagen
Speaker:können. Aber wir sind eben eigentlich eine Behörde, die eben
Speaker:nicht alles offen kommuniziert. Und das müssen wir aber
Speaker:auch durchaus einfach darstellen, warum das so ist. Ja,
Speaker:ja. Du hattest früher schon mal gesagt, du hast im
Speaker:Anschluss an ein abgeschlossenes Verfahren
Speaker:manchmal noch Kontakt zu den Beteiligten, in erster Linie
Speaker:zu den Nepal-Angehörigen des Verstorbenen.
Speaker:Ich hatte in einem der ersten Interviews den Marcel Engel.
Speaker:Marcel Engel ist Tatortreiniger und er sagt im
Speaker:Endeffekt auch, wenn ich den Tatort aufgeräumt habe, hilft das der
Speaker:Trauer. Wie erlebst du das im Blick auf deine
Speaker:Mordpille? Also wir haben ja durchweg
Speaker:mit den Angehörigen von Getöteten natürlich zu tun. Wenn wir
Speaker:jetzt von vollendeten Tötungswesen sprechen.
Speaker:Genauso wie wir mit Angehörigen von ganz normal Verstorbenen zu tun haben,
Speaker:die in unserem Todesermittlungsverfahren eine Rolle spielen, mit denen wir teilweise
Speaker:auch noch Monate später kommunizieren, weil einfach ein guter Kontakt da
Speaker:war. Es ist auch einfach Teil unserer Arbeit,
Speaker:so ein bisschen das aufzufangen, die Fragen, die da sind, vielleicht auch
Speaker:einfach, die man mit keinem anderen irgendwie besprechen kann, dass wir dann eben
Speaker:diejenigen sind, mit denen man was tun kann. Wir sind eben keine Therapeuten, das heißt,
Speaker:wir können nicht wirklich in dem Sinne helfen, dass wir das langfristig
Speaker:und intensiv begleiten, aber wir können eben auch mal ein offenes Ohr haben.
Speaker:Partner sein und das ist auch ganz ganz wichtig und das ist
Speaker:durchaus so, dass man teilweise wirklich noch Monate, Jahre
Speaker:später, da ich jetzt beispielsweise sehr sehr lange schon in meinem
Speaker:Tätigkeitsfeld bin, auch quasi unter derselben Rufnummer erreichbar
Speaker:bin, passiert es durchaus auch, dass Menschen mich anrufen, auch Jahre
Speaker:später und noch eine Frage klären wollen. Tatsächlich aber
Speaker:auch der eine oder andere Täter, der angerufen hat und
Speaker:einfach noch eine Frage hat. Hast du dich damals dingfest gemacht oder was sind
Speaker:das denn für Fragen? Nein, nur so Fragen, die drehen sich oftmals
Speaker:sichergestellte Gegenstände auch, aber dann kommt man auch ins Gespräch,
Speaker:also wenn jetzt 1 ruft und sagt, also ich rede jetzt meistens von Personen, die
Speaker:zum Beispiel versuchte Tötungsdelikte begangen haben, also eine relativ
Speaker:beschränkte Haftstrafe auch noch hatten, vielleicht 4, 5, 6 Jahre
Speaker:und die rauskommen und dann sagen die zum Beispiel, ich
Speaker:suche immer noch meine teure Jacke, die habt ihr damals sichergestellt.
Speaker:Wo ist die denn? Und dann versuche ich dann einfach zu helfen und dann kommt
Speaker:man auch kurz ins Gespräch, wie es denn geht und man muss ja sagen wir
Speaker:sind ja keine oder wir bemühen uns ja nicht die Feinde
Speaker:der Täter zu sein. Wir sind ja in einem Bereich wo wir gegen Menschen
Speaker:ermitteln die meistens in Ausnahmesituationen
Speaker:Taten begangen haben. Das ist ja schon ein Unterschied,
Speaker:ob man gegen Berufskriminelle ermittelt, wie ich das beim
Speaker:Wohnungseinbruchdiebstahl ja auch hatte, also Menschen, die
Speaker:quasi die Polizei ist der Feind ihres üblichen
Speaker:Arbeitens, Sondern wir begleiten ja
Speaker:auch die Täter auf eine gewisse Weise durch eine für sie auch sehr belastende
Speaker:Zeit. Ohne dass ich jetzt Mitleid haben
Speaker:müsste mit Tätern, aber man hat einfach einen gewissen
Speaker:Bezug dazu Und ist eben auch Ansprechpartner Nummer 1,
Speaker:wenn es solche Themen geht, die ganz alltäglich sind. Was
Speaker:sagt, ich brauche noch mein Handy, das ist vor 5 Jahren habt ihr das
Speaker:sichergestellt, da sind meine ganzen Kontakte drin, wie kriege ich das wieder.
Speaker:Das sind alles so Kleinigkeiten, aber so hält man auch manchmal noch
Speaker:Kontakt, der natürlich nicht freundschaftlich ist, aber dennoch einfach
Speaker:von einem respektvollen Umgang geprägt sein soll.
Speaker:Dass einfach auch nochmal den Familien hilft.
Speaker:Aber wenn ich jetzt einfach überlege, du siehst ja dabei auch
Speaker:Bilder von getöteten Menschen,
Speaker:manchmal getöteten Kindern. Wie gehst du damit
Speaker:Ja, also ich sehe natürlich nicht nur die Bilder, ich sehe auch die Person selbst
Speaker:dann mit allem, was dann an Eindrücken dazukommt.
Speaker:Ich hatte das Glück tatsächlich, dass mich das nie
Speaker:so belastet hat. Selbst
Speaker:bei den, sag ich mal, schlimmsten Taten. Belastet hat, selbst bei den schlimmsten Taten.
Speaker:Es ist interessanterweise so, zumindest habe ich das bei mir
Speaker:festgestellt, dass je jünger die Opfer sind Und die
Speaker:Verstorbenen, wenn es jetzt auch keine Opfer von Straftaten sind, einfach bei Verstorbenen,
Speaker:desto mehr belastet einen das einfach
Speaker:in dem Sinne, dass man das für falsch
Speaker:empfindet. Also das ist so eine instinktive Reaktion. Ich kann mir auch
Speaker:vorstellen, dass das einfach was biologisches ist,
Speaker:ein totes Kind, einen toten Jugendlichen, einen toten jungen Menschen zu
Speaker:sehen, das macht dann irgendwie anscheinend mehr, zumindest habe ich
Speaker:das bei mir so festgestellt, Und dann bleiben auch viele Bilder
Speaker:eher hängen. Dennoch habe ich
Speaker:scheinbar die Resilienz oder diesen Abstand durch
Speaker:meine Arbeit, dass mich das nicht schwer belastet hat. Also mein
Speaker:erster Mordkommissionsleiter hat mir damals mal gesagt, wenn du
Speaker:anfängst von den Toten zu träumen, hör auf. Das wäre ein sehr guter
Speaker:Ratschlag, weil dann ist das auf eine Ebene
Speaker:gekommen, wo du das auch schwer beeinflussen kannst.
Speaker:Ich habe auch selbst für mich festgestellt in den letzten Jahren, dass
Speaker:auch ich nicht unbedingt gesund mit dem Stress und dem Druck
Speaker:umgegangen bin. Ich habe da vieles jetzt geändert in letzter Zeit. Da hat
Speaker:mir auch mein sehr junges Team geholfen.
Speaker:Also ich sage mal, früher hat man vielleicht darüber gesprochen, dass man abends nochmal einen
Speaker:saufen geht. Heute spreche ich mit
Speaker:meinen einen Kollegen darüber, wie viel Proteingehalt in irgendwelchen
Speaker:Mahlzeiten sind und wann wir trainieren gehen. Also das ist
Speaker:zwar eine Umstellung, aber eine sehr, sehr positive. Ja, Das habe ich jetzt eben auch
Speaker:festgestellt, dass gewisse
Speaker:Dinge, die man sich angeeignet hat von früher, auch nicht immer gut
Speaker:waren und auch nicht dazu führen, dass man langfristig gesund diesen
Speaker:Job machen kann. Und deshalb wurde da auch viel von
Speaker:mir oder habe ich viel angepasst. Das war auch war auch wichtig in höchste
Speaker:Zeit. Und diese Bilder, ja, die
Speaker:würde ich mal sagen, die werden wahrscheinlich dann belastender, wenn man einen
Speaker:persönlichen Bezug zu dem Opfer hat. Also persönlicher Bezug auch
Speaker:darin, dass man diesen Bezug herstellen kann.
Speaker:Also beispielsweise war es so, dass ein Kollege aufhören
Speaker:musste bei der Mordkommission oder er hat es dann getan, weil seine
Speaker:Eltern kurz hintereinander verstorben sind und er die auch zu Hause gefunden
Speaker:hat. Die sind nicht getötet worden, die sind einfach im hohen Alter
Speaker:verstorben. Aber er hat eben immer, wenn er dann wieder Bilder gesehen
Speaker:hat von Toten, wir haben natürlich auch mit vielen älteren Toten zu
Speaker:tun und dann war natürlich der Bezug schnell hergestellt zu dem eigenen
Speaker:Leben und zur eigenen Trauer und das ging dann nicht mehr und dann hat er
Speaker:aufgehört. Und das war bei mir bisher eben glücklicherweise
Speaker:nie so der Fall. Was habe ich weiterhin diesen Beruf, den ich ja
Speaker:so sehr schätze und den ich so aufgegangen bin,
Speaker:auch weiterhin machen kann. Ja, ich kann mich noch gut
Speaker:erinnern. Ich war eine Zeit lang Gemeindepacher
Speaker:und hatte dann ein Kind zu beerdigen, was
Speaker:eine schwere Krebskrankheit hat, was genauso alt war wie mein eigener
Speaker:Sohn. Und das geht einem dann schon in diesem
Speaker:Moment an die Nieren. Absolut, ja.
Speaker:Ja, es sind auch Dinge bei uns, ich habe das so in Erinnerung noch
Speaker:bei einem Todesfall oder das war tatsächlich ein Tötungszulieb an
Speaker:einem Achtjährigen, wo wir
Speaker:auch Telefonüberwachung durchgeführt haben. Und mich hat
Speaker:tatsächlich das Bild des toten Kindes zwar natürlich auch belastet, aber
Speaker:noch mehr hat mich dann ein Telefonat belastet, was
Speaker:dahin dazu geführt wurde. Ich kann da jetzt keine Details nennen, aber
Speaker:das war einfach so dann schockierend,
Speaker:wie dann gesprochen wurde. Wie dann gesprochen wurde. Das war eher sowas, was mich
Speaker:dann zum Beispiel sehr lange beschäftigt hat, sage ich mal.
Speaker:Und das ist schon immer wieder interessant, was man so
Speaker:ertragen kann und was nicht. Und mir fällt das gerade noch ein, ich hatte gestern
Speaker:einen Vortrag vor den Bediensteten der Justizvollzugsanstalt
Speaker:1 in Frankfurt gemacht, also beruflich.
Speaker:Und da hat ein junger Justizbeamter auch ganz
Speaker:eindrücklich geschildert, wie das für ihn war, einen
Speaker:suizidierten Häftling, den er schon lange kannte eben zu
Speaker:finden. Und dass er auch gesagt hat, wie geht ihr
Speaker:denn damit Dann habe ich den großen Unterschied erklärt. Wir
Speaker:wissen ja, wo wir hingehen. Wir wissen ja, was auf uns zukommt. Es ist
Speaker:ein riesen Unterschied, ob ein mensch auch
Speaker:vielleicht privat einen tödlichen unfall erlebt also gesieht wie
Speaker:das passiert oder seine eltern findet oder ein angehörigen
Speaker:findet das ist ein ganz massiv großer unterschied
Speaker:Wir werden ja angerufen bei uns wird gesagt da hat sich jemand suizidiert
Speaker:oder da ist jemand in der wohnung verstorben das ist schon paar wochen her, da
Speaker:können wir uns drauf vorbereiten ja wir sind einfach wir sind ja okay dann weiß
Speaker:ich so grob was jetzt passiert das ist natürlich ein wahnsinniger vorteil.
Speaker:Und dann kommt dazu das ist kein abstumpfen würde ich sagen sondern
Speaker:einfach eine eine gewöhnung an an gerüche an
Speaker:an an an Bildern, dass man einfach dann irgendwann sagt, ja
Speaker:klar, das habe ich schon mal gesehen. Das ist dann einfach so.
Speaker:Nur so viel auch dazu, was einen eben belasten kann und diese
Speaker:Unvorbereitheit dann darauf, das ist ein ganz großer Faktor.
Speaker:Also wir hatten bei uns eine Ausbildung mal einen Ausbilder,
Speaker:der gesagt hat, im Endeffekt, Wenn ihr in so eine Situation
Speaker:reinkommt, ihr geht quasi in eine Art von
Speaker:Marsmenschenanzug rein, macht die zu und
Speaker:wenn ihr nachher aus der Situation wieder rausgeht, dann zieht genau diesen Anzug
Speaker:wieder aus, damit ihr genau das nicht mit nach Hause
Speaker:nehmt in eure Familien, denn
Speaker:das hält die Familie auch nicht aus. Ne, ne. Und auch das so
Speaker:runterdrücken und runterschlucken, am besten noch mit
Speaker:Alkohol, ist noch schlimmer. Ja, also das ist ja so eine
Speaker:typische Techniken, sage ich mal, und
Speaker:Maßnahmen, die man dann so hat. Alles natürlich
Speaker:absolut destruktiv und funktioniert nicht. Ich habe da ja auch meine eigene das teile
Speaker:ich ja auch immer sehr Techniken entwickelt, so wie ich
Speaker:damit umgehe. Das muss man halt auch erst mal lernen. Ich hatte
Speaker:halt das Glück, dass ich jetzt nicht irgendwie zusammengebrochen bin und dann das lernen musste,
Speaker:sondern ich war so kurz davor und habe dann rechtzeitig die Reißleine gezogen
Speaker:und habe viel geändert. Und das war, ja, das ist
Speaker:entscheidend, dass Leute das auch frühzeitig hören und mitbekommen,
Speaker:so wie wichtig das eben ist, mal auf sich wirklich zu hören. Ist
Speaker:natürlich in 1 Zeit der ständigen Ablenkung.
Speaker:Ja, es ist ja nichts leichter, als das Handy zu nehmen und schon ist man
Speaker:komplett weg, ist das natürlich auch nochmal eine ganz
Speaker:andere Herausforderung. Aber auch das ist eben das für meine jungen Kollegen, was so wichtig
Speaker:ist zu erkennen, ist da jetzt eine Belastung da, wie gehe ich jetzt damit
Speaker:und wie bereite ich mich darauf vor, Belastungen
Speaker:besser zu ertragen, also die Resilienz einfach zu stärken.
Speaker:Was hilft mir persönlich dafür? Bei mir ist es
Speaker:Wandern, Sauna, Sport, was auch immer. Viele Dinge so
Speaker:in Ruhe, für mich alleine, MeTime. Bei anderen ist es vielleicht was ganz
Speaker:anderes und das muss man erstmal für sich so erkennen, was einem wirklich
Speaker:gut tut, im Gegensatz zu dem, was vielleicht so erzählt wird, was
Speaker:mal generell einem gut tut. Nicht für jeden ist das das Richtige,
Speaker:aber da ist es ganz wichtig, sich da Gedanken drüber zu machen,
Speaker:wenn man in einem Beruf arbeitet, der solche Stressoren
Speaker:beinhaltet. Aber es ist ganz wichtig eben
Speaker:halt, dass du gut für dich selbst sorgst, denn dann kannst du auch gut
Speaker:für deine, ich weiß nicht wie ihr es nennt, Klienten, Kunden
Speaker:oder wie auch immer in den Fällen sagen. Und da
Speaker:hast du ja auch deine Antennen offen. Ja gut, man muss ja
Speaker:auch 1 sagen, das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich genauso wie alle anderen
Speaker:Polizeibeamten repräsentieren eben den Staat. Wenn wir nicht funktionieren,
Speaker:funktioniert der Staat nicht. Das heißt, das, was wir tun, wie
Speaker:wir handeln, das ist das Handeln des Staates. Das ist das, wofür die Bürger
Speaker:ihre Steuern zahlen und was die Bürger von uns erwarten
Speaker:können. Dass natürlich da überall Menschen dahinter stecken und nicht jeder
Speaker:ständig funktioniert und nicht jeder fehlerfrei ist völlig klar.
Speaker:Aber sich das auch immer mal wieder zu vergegenwärtigen, wie
Speaker:wichtig die eigene Arbeit dann ist. Das ist auch ganz wichtig und ein ganz
Speaker:großer Punkt, den ich auch versuche, meinen jungen
Speaker:Kollegen immer wieder zu vermitteln. Lieber
Speaker:David, ich sage ganz herzlichen Dank. Sehr
Speaker:gerne. Es hat mir viel Spaß gemacht. Vielen Dank für die
Speaker:weiten Einblicke. Einiges war für mich auch neu.
Speaker:Und liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr Fragen an
Speaker:uns habt, schreibt mir bitte am besten, entweder ihr guckt
Speaker:vorher in die Show Notes rein oder unter podcast.trauermanager.de
Speaker:Und dann erreicht mich das und dann gebe ich das auch gerne an den David
Speaker:weiter und mal sehen, was sich aus der Episode
Speaker:noch ergibt. Wunderbar. Vielen Dank.
Speaker:Mach's gut.
