Umgang mit Trauer und Pflege: Ein Gespräch mit Trauerberaterin Birgit Proske
In der Pflege arbeiten und selbst einen Trauerfall haben
Stefan Hund, Trauermanager im Gespräch mit Trauerberaterin, Altenpflegerin und Buchautorin Birgit Proske
Trauer und Pflege: Birgit Proske, eine erfahrene Trauerberaterin und Autorin. Birgit bringt über 30 Jahre Erfahrung als Trauerrednerin und zehn Jahre in der vollstationären Pflege mit und hat daher einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Bedürfnisse von Pflegekräften und Angehörigen in Trauersituationen.
In dieser Folge sprechen wir darüber, wie Trauerprozesse individuell verlaufen, was Pflegekräfte benötigen, wenn sie selbst von Trauer betroffen sind, und wie Arbeitgeber und Führungskräfte unterstützend wirken können. Birgit teilt ihre Erkenntnisse darüber, wie wichtig es ist, eine Kultur des Abschieds und der persönlichen Fürsorge in Pflegeeinrichtungen zu etablieren. Außerdem beleuchten wir die besonderen Herausforderungen, die sich ergeben, wenn kulturelle Unterschiede eine Rolle spielen und wie sensible Führung und kollegiale Unterstützung in solchen Zeiten aussehen können.
Freut euch auf eine bewegende Diskussion über Trauer, Fürsorge und die menschliche Seite des Pflegeberufs.
Danke für das Gespräch:
Kontakt: https://www.linkedin.com/in/birgitproske/
Aufnahme: Juni 24
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Wir sprechen über Themen rund um Trauer. Für Unternehmer, Führungskräfte und Betriebsräte.
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Impressum
Mentioned in this episode:
Mit dem Trauermanager optimal vorbereitet
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Transcript
Das schwere leicht gesagt. Und heute geht
Speaker:es einfach mal darum, wie ist das eigentlich mit
Speaker:Trauer und Pflege? Und wir kommen ja von der
Speaker:Arbeitssicherheit her und deshalb gucken wir zuerst einmal,
Speaker:wenn die Pflegeperson einen Trauerfall hat. Und
Speaker:dazu habe ich mir, und sie hat auch ein Buch dazu geschrieben,
Speaker:Birgit Proske eingeladen. Sie ist Trauerberaterin.
Speaker:Und ich sage ganz herzlich willkommen, liebe Birgit, hier im
Speaker:Podcast. Dankeschön und herzlichen Dank für die
Speaker:Einladung. Du redest ja nicht wie die Blinde
Speaker:von der Farbe, sondern du weißt ja, wie es den
Speaker:Mitarbeitenden in der Pflege geht, weil du ja selbst an dieser
Speaker:Stelle auch einiges an Expertise mitbringst. Was
Speaker:bringst du an dieser Stelle mit und was hängt noch hinten
Speaker:dran? Das wird vielleicht nachher auch deutlich in dem, was
Speaker:du mitgibst.
Speaker:Zum einen bin ich jetzt schon immerhin zehn Jahre in
Speaker:der vollstationären Pflege, zwar im Sozialbereich,
Speaker:aber immerhin dabei. Ich bekomme da
Speaker:natürlich schon einiges mit, wie das Leben auf
Speaker:Station ist für die eine und die andere Seite.
Speaker:Ich hatte auch einiges an Trauer selber zu
Speaker:verarbeiten.
Speaker:Und das Thema ist mir
Speaker:schon seit Jahren ein begleitendes.
Speaker:Ich bin schon fast 30 Jahre Trauerrednerin und habe
Speaker:da natürlich auch vieles schon gehört und erlebt. Das gehört auch
Speaker:zu Beerdigungsgesprächen, die man ja vorher zur Vorbereitung
Speaker:hat. Ich habe auch schon viele
Speaker:Trauerfälle mit begleitet.
Speaker:Und im Pflegeheim war ich auch zuständig, oder bin es jetzt auch noch,
Speaker:für QM, also Qualitätsmanagement Sterbekultur.
Speaker:So kann man es nennen, Abschiedskultur, Sterbekultur.
Speaker:Also was möchte ein Unternehmen, ein Pflegeunternehmen
Speaker:da auf die Beine stellen, für alle Seiten, damit einfach
Speaker:gut gesorgt ist. Sowohl für die Bewohnerinnen
Speaker:und Bewohner, für Angehörige, die das ja auch dann
Speaker:miterleben und dann natürlich auch für die
Speaker:Mitarbeitenden. Da kann ich unserer Hör-Community
Speaker:schon mal sagen, wir werden noch eine zweite Aufnahme machen und da gucken
Speaker:wir dann auf die Angehörigen, die ja so manchmal gar nicht damit
Speaker:umgehen können, wenn dann auf einmal es heißt, ja,
Speaker:aber die Mutter möchte, die möchte nichts mehr essen, die
Speaker:möchte nicht mehr trinken, ja jetzt geben sie aber was, ja.
Speaker:Wie gesagt, da gucken wir das nächste Mal hin.
Speaker:Ja, was braucht ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin, wenn
Speaker:sie selbst von Trauer betroffen ist, aus deiner Sicht?
Speaker:Was mir immer ganz wichtig ist, ich nenne das auch gern zuerst,
Speaker:also Trauer ist ein ganz individueller
Speaker:Prozess, der abläuft. Also Trauerprozesse, sage ich mal,
Speaker:das laufen ja eigentlich immer ab, wenn man schwere
Speaker:Umbrüche im Leben erlebt. Das hat nicht unbedingt nur
Speaker:mit Tod zu tun, das kann auch ganz was anderes sein. Oder wenn man jetzt
Speaker:an den Rehabereich denkt, schwere Unfallverletzungen
Speaker:und nichts geht, Nichts ist mehr wie früher. Der geliebte Beruf
Speaker:muss verändert werden. Es ist überhaupt die Frage, wie geht es
Speaker:weiter. Auch da laufen Trauerprozesse
Speaker:ab. Und natürlich,
Speaker:wenn jemand verstirbt, das ist ja ganz klar, genau, man einen lieben Menschen
Speaker:verloren hat. Und dann ist einfach die
Speaker:Sache, dass man sehr behutsam und wirklich
Speaker:auch sich einstellt auf den individuellen
Speaker:Prozess und nicht von irgendwelchen vorgefertigten
Speaker:Meinungen, die da oft auch kursieren, ausgeht und denkt, ach
Speaker:der könnte jetzt eigentlich wieder 100 Prozent bringen,
Speaker:am besten 110.
Speaker:Es ist ja auch immer etwas anderes, wenn man
Speaker:als Mitarbeiter mit Sterbenden zu tun
Speaker:hat, die aber nicht der eigenen Familie, nicht des eigenen
Speaker:Umfeldes angehören, sondern
Speaker:Bremdes sind. Und wie gesagt, gucken wir uns erstmal bei
Speaker:denen, beim einen ist es vielleicht die Mutter, beim nächsten ist es
Speaker:der Vater, Beim dritten ist es vielleicht ein Kind oder die
Speaker:Mitarbeiterin war schwanger und ist
Speaker:vor der Zeit wiedergekommen.
Speaker:Und das Vierte, was im Augenblick ja anscheinend am Zunehmen ist,
Speaker:ist das Thema Suizid. Und
Speaker:ja, was für Erfahrungen hast
Speaker:du, was kann man da Mitarbeitenden mitgeben,
Speaker:wo man eigentlich sagt, Mensch, von ihrem Beruf her müssten die das doch können.
Speaker:Aber im Privaten ist es doch ganz anders. Ja,
Speaker:das merkt man schon, wenn Pflegekräfte einen Vater oder Mutter
Speaker:pflegen sollen. Das ist für viele auch schon
Speaker:so, dass sie merken, das ist so anders,
Speaker:das mache ich nicht. Es ist durchaus so, wenn jemand
Speaker:beruflich sonst mit Sterbenden zu tun hat, wenn er es
Speaker:eben selber im noch näheren Umfeld erlebt, ist das
Speaker:schon nochmal ein anderes, ich sage jetzt mal, ausgehebelt
Speaker:sein. Und trotzdem merkt man auch bei Jüngeren,
Speaker:oder wir haben ja jetzt ganz viele Kolleginnen und Kollegen
Speaker:mit Migrationshintergrund und das ist auch was Neues, dass man
Speaker:sich da einstellen darf als Arbeitgeber auf die
Speaker:Kultur. Es gibt eben Kulturen, die
Speaker:gehen vielleicht so anders mit dem Tod dass
Speaker:man das auch mit bedenken darf. Das ist wirklich immer so,
Speaker:wie gesagt, individuell zu bedenken und
Speaker:umzugehen. Und auch nicht zu sagen, das fällt
Speaker:mir jetzt gerade ein, wo du das sagst mit
Speaker:Schwangerschaft, die abgebrochen ist, einfach
Speaker:weil das Kind verstorben ist im Mutterleib, dass man
Speaker:da eben auch nicht so drüber weggeht und sagt, naja, können ja
Speaker:wieder schwanger werden. Ich sage, Jungs, macht ja auch Spaß. Ja, ja, ja.
Speaker:Also diesen Satz, den ich eben gerade gebracht habe, haben wir jetzt von
Speaker:zehn Frauen gehört. Die haben das von ihrer Führungskraft
Speaker:gesagt, bekommen Männlein wie Weiblein.
Speaker:Da zieht es mir irgendwo immer die Schuhe aus. Also ist eigentlich ein Kündigungsgrund.
Speaker:Die Mitarbeiterinnen haben alle innerhalb der Jahresfrist gekündigt. Gott sei Dank,
Speaker:da bin ich sehr froh. Also so jemand gehört überhaupt
Speaker:nicht auf eine Führungsposition mit so Worten.
Speaker:Also tut mir leid, die haben da nichts verloren.
Speaker:Das ist unglaublich.
Speaker:Wie hast du es bisher erlebt? Manchmal ist es ja einfach auch die
Speaker:Not nach dem Motto, mein Vater
Speaker:muss jetzt ins Altersheim. Und da gibt es ja mittlerweile bei
Speaker:einigen Einrichtungen so eine imaginäre 80-Jahre-Grenze.
Speaker:Da habe ich so den Eindruck nach dem Motto, wenn man über 80 ist, kommt
Speaker:es schwierig in ein Heim rein.
Speaker:Aber dann kommen die dann auf andere Stationen oder kann es
Speaker:dann wirklich sein, dass du trotzdem für deinen Vater zuständig
Speaker:bist, weil du eben halt in diesem Haus
Speaker:XY arbeitest? Also dass
Speaker:der Vater in dasselbe Haus kommt, wo man arbeitet?
Speaker:Ja. Okay, das kenne
Speaker:ich noch von einer Kollegin, die hatte aber bewusst ihre
Speaker:Mutter dahin gegeben, weil sie gesagt hat, sie ist ja da den ganzen Tag und
Speaker:dann kann sie nach Dienstschluss da mal vorbeischauen. Also die war auch
Speaker:eine anderen Station, was ich
Speaker:dann auch gut fände eigentlich. Einfach
Speaker:für das Miteinander, auch für die Mutter, weil sonst heißt es immer,
Speaker:da ist sie mehr oder so. Es gibt einfach Geschwätz, ob es jetzt
Speaker:stimmt oder nicht. So sind die Menschen halt. Und wenn man das
Speaker:vermeidet, dann kann man ja da, denke ich mal,
Speaker:von vornherein die Klippen umschiffen. Aber dass
Speaker:es jetzt da so eine 80 Jahre Grenze gibt?
Speaker:Also bei uns im Umfeld sind einige, die jetzt über
Speaker:80 sind, uns die haben signalisiert bekommen, wären sie noch
Speaker:unter 80, dann wäre es einfacher, dass sie hier einen Platz bekommen.
Speaker:Also das weiß ich jetzt gar nicht. Okay, ich sag mal so, möglicherweise
Speaker:ist das auch ein Thema hier rund
Speaker:Heidelberg, aber wie gesagt, das haben wir jetzt mehrfach gehört. Ja und
Speaker:was sollen die dann machen? Verjüngungstabletten nehmen?
Speaker:Gute Frage. Ich kann es denen nicht sagen. Das ist ja unglaublich,
Speaker:Du kannst ja nicht einfach sagen, tut mir leid, dumm gelaufen,
Speaker:nächstes Leben, nächste Chance. Wie auch
Speaker:immer. Also bei uns ist das nicht
Speaker:so. Wir haben sogar noch deutlich ältere, die neu kommen. Es ist
Speaker:natürlich einfacher. Das ist ja immer so eine Sache. Das ist jetzt mal Angehörigen
Speaker:gesagt. Andererseits sagt der Staat ja ambulant
Speaker:vor stationär, schon klar. Aber je mehr ich noch begreife
Speaker:und bewusst in ein Heim gehe, dann kann ich mich besser einarbeiten,
Speaker:einleben und habe es leichter.
Speaker:Und alle haben es dann leichter, ist ja klar, wenn die Bewohnerinnen und
Speaker:Bewohner sagen, oh ja doch, da mache ich mit und das und das
Speaker:und das suche ich mir aus. Und das ist ja aber schon seit Jahren das
Speaker:Thema, dass man einfach den Zeitpunkt da nicht
Speaker:verpassen sollte. Aber ist ja nicht immer so einfach.
Speaker:Genau. Wie siehst du das, was
Speaker:könnten Führungskräfte oder auch Arbeitgeber
Speaker:auch an Unterstützungsangeboten
Speaker:geben? Was könnten Mitarbeiter in der Pflege an
Speaker:dieser Stelle brauchen? Ich bin schon mal wichtig.
Speaker:Das eine wäre ja mal, dass man auch eine Abschiedskultur hat
Speaker:in der Einrichtung, wo auch dazu gehört, dass eben,
Speaker:wenn das Team trauert, das ist ja auch der Fall, wenn jemand
Speaker:stirbt und man hat ihn schon ein paar Jahre begleitet.
Speaker:Man wächst ja auch ein bisschen zusammen. Viele sagen ja auch, das ist wie
Speaker:Familie für mich da. Dann ist
Speaker:es ja gut, dass man denen die Chance gibt, Abschied zu nehmen
Speaker:oder das auch mit in Team Gespräche mit einzubringen.
Speaker:Ja, dass vielleicht jeder was erzählen kann, was er mit Frau Müller-Meyer-Krause
Speaker:erlebt hat. Ja, und so, dass man da so im Team dann auch
Speaker:bewusst abschiebt. Wobei, lass uns jetzt noch mal eher auf die Mitarbeiter gucken,
Speaker:die Mitarbeiter haben einen Trauerfall. Achso, wenn die
Speaker:selber einen Trauerfall haben. Nicht auf die Bewohner.
Speaker:Aber ich denke mal, da ist es ja im Endeffekt ähnlich. Einfach fragen, was
Speaker:brauchst du jetzt? Wie könnte
Speaker:ein gutes Miteinander sein? Was braucht die Einrichtung?
Speaker:Und was kann ich dir da geben, bis hin
Speaker:dazu beispielsweise mal schnell
Speaker:auch mal zwei, drei Tage frei, wenn man den
Speaker:Dienstplan nicht zu knapp gestrickt hat. Genau, das ist natürlich
Speaker:die Sache. Das wäre natürlich toll, wenn man
Speaker:so sagen kann, jetzt geht es gerade gar nicht
Speaker:mehr und dass man doch auch mal
Speaker:flexibel mal frei haben kann. Vielleicht auch mal ein paar Tage oder
Speaker:Überstunden, die gibt es ja immer, dass man die dann
Speaker:jetzt einfach mal nimmt. Ich sag mal so, im allergrößten
Speaker:Notfall Geldscheinurlaub. Das ist ja dann die
Speaker:Konsequenz, wenn man sich nicht einigt. Das ist klar,
Speaker:ja. Aber das fände ich schon wichtig, weil Trauer
Speaker:ist eben sehr umwälzend
Speaker:und stellt einfach alles dermaßen auf den Kopf, dass man auch schauen
Speaker:muss, jetzt bei einer Fachkraft mit bestimmten Aufgaben,
Speaker:wo man konzentriert sein muss, dann kann eben auch passieren, dass das im
Speaker:Moment einfach nicht geht. Zum Beispiel die
Speaker:Tabletten versorgen, also einrichten
Speaker:und so. Da braucht man
Speaker:ja Konzentration und da muss ich auch gucken, dass alles genau stimmt
Speaker:und sollte nicht abgelenkt werden. Und wenn ich innerlich aber gar nicht bei mir
Speaker:bin, im wahrsten Sinne des Wortes, dann wird das sehr schwierig. Und
Speaker:deshalb fände ich das da auch wichtig, dass da eine Offenheit
Speaker:sein darf und man sagt, ich stehe gerade
Speaker:dermaßen neben mir, kriege ich bitte eine andere Aufgabe. Dass das einfach
Speaker:so temporär dann auch mal möglich ist. Muss im
Speaker:Endeffekt sein, denn wie gesagt, es kann ja nicht sein, dass man dann,
Speaker:das hast du ja auch in der Vorbereitung signalisiert nach dem Motto, gehen wir doch
Speaker:gerade mal an einen BTM-Schrank und wenn du Trauer hast, nimmst du halt eine
Speaker:Tabor mehr und dann geht es schon.
Speaker:Trauer ist keine Krankheit, sondern sind Prozesse, die
Speaker:durchlaufen werden möchten. Das kann man
Speaker:natürlich nicht einfach mit einer Tablette wegkriegen.
Speaker:Da sind wir schon bei den Punkten. Was sind für dich an dieser
Speaker:Stelle No-Go's von den Führungskräften gegenüber den Mitarbeitern?
Speaker:Also so blöde Sprüche, wie wir es gerade gehört haben
Speaker:oder dass man Trauer so kleinredet, was ja da jetzt auch der Fall
Speaker:war. Und wer ist die
Speaker:Führungskraft, dass sie sagen kann, wie den Menschen da jetzt
Speaker:seine Trauer betrifft? Das ist auch so ein Unding.
Speaker:Das geht auch nicht in so einem Beruf mit
Speaker:Pflege. Das finde ich ganz schwierig. Jetzt haben
Speaker:ja viele Pflegekräfte, wenn sie
Speaker:Führungskräfte dann sind, vielleicht noch mal einen anderen
Speaker:Blick. Ich finde es auch noch mal wichtig, das möchte ich gerne einfach
Speaker:sagen, es gibt ja Einrichtungen,
Speaker:wo die Leitung aus der Wirtschaft kommt
Speaker:und dass die sich auch noch mal mit dem Bereich Sterbentod
Speaker:und Trauer ganz speziell befassen. Ich hatte da auch schon mal
Speaker:überlegt, was anzubieten, einfach so einen
Speaker:Schnellkurs. Ja, weil das kommt ständig vor und
Speaker:sie haben vielleicht das noch gar nicht mitbekommen,
Speaker:also auch sich nicht vertieft darüber Gedanken gemacht,
Speaker:weil es ja jetzt anders ist, wenn jetzt jemand aus der Pflege kommt, dann hat
Speaker:er ja da schon einiges anderes erlebt, denke ich mal. Und
Speaker:ein bisschen anderen Sinn. Das kann positiv wie negativ sein.
Speaker:Gut, Wir haben es auch geschafft, so nach dem Motto.
Speaker:Also, das wusstest du doch vorher, als du es gelernt hast.
Speaker:Das ist doch Teil des Arbeitsvertrages. Da muss man mit
Speaker:fertig werden, genau. Genau, also solche Sachen kennen wir ja
Speaker:auch. Insofern fände ich es auch schön,
Speaker:wenn es irgendwie so Unterstützungsmöglichkeiten gäbe
Speaker:für Gespräche. Vielleicht hat man irgendwo jemanden,
Speaker:oder es gibt Zusammenarbeit, oft ja noch mit Kirchengemeinden,
Speaker:dass man sagt, da ist dann ein Pfarrer, eine Pfarrerin,
Speaker:eine Seelsorgerin, die kommen kann. Oder man hat tatsächlich
Speaker:auch jemanden von psychologischer Seite vielleicht oder
Speaker:so und dann eine Zusammenarbeit für Krisenfälle.
Speaker:Das wäre Auch bei Suizid von Bewohnern
Speaker:zum Beispiel, da gibt es ja auch immer wieder
Speaker:Momente, wenn dann die Mitarbeiter denken, ich muss wieder in das
Speaker:Zimmer und so. Ich hatte da auch schon mal Gespräche
Speaker:und wir haben auch Rituale gestaltet. Das war auch
Speaker:sehr schön, wo sie so Dinge aufschreiben konnten, die ihnen
Speaker:jetzt da so auf der Seele liegen. Dann haben wir es miteinander verbrannt und dann
Speaker:in der Erde sozusagen der Erde
Speaker:wieder übergeben. Ja,
Speaker:ich denke, was sicherlich auch, das hatten wir auch gerade im Vorgespräch
Speaker:schon mal angedeutet, was natürlich gar nicht geht,
Speaker:ist, auch wenn die Personaldecke dünn ist,
Speaker:jemanden aus dem Freitag holen. Nach dem Motto heute Mittag ist die
Speaker:Beerdigung, heute Morgen kommt noch ein Anruf, kannst du morgen früh nicht den
Speaker:Frühdienst übernehmen, da ist jemand ausgefallen.
Speaker:Also bei jemand ganz nahen geht das auf gar keinen Fall.
Speaker:Aber es ist etwas, was viel häufiger vorkommt, als man
Speaker:denkt. Zumindest meine Frau ist vom Berufsverband
Speaker:her teilweise auch in den
Speaker:Facebook-Gruppen drin. Da werden
Speaker:solche Situationen des Öfteren
Speaker:erzählt. Dann wundern sich Einrichtungen, weshalb Mitarbeiterinnen
Speaker:kündigen. Aber gut, ist Teil
Speaker:dann des Themas. Was es
Speaker:alles gibt. Aber das ist wahrscheinlich jemand,
Speaker:der noch nie echt getrauert hat, weil das kann es ja gar nicht sein.
Speaker:Oder er ist jetzt so im Tunnel, dass er eigentlich erst mal Urlaub oder
Speaker:längere Zeit aus dem Job rausmüsste. Das
Speaker:ist ja völlig undenkbar, sowas eigentlich.
Speaker:Gerade auch im Blick, wenn es
Speaker:Fachkräfte geht, die Verantwortung, die die haben.
Speaker:Das ist jetzt vielleicht bei einer Hilfskraft, aber auch da ist es
Speaker:unmöglich. Aber nochmal anders vielleicht,
Speaker:wenn ich bei der Grundpflege was erst links und dann rechts oder irgendwie
Speaker:mache, ist ja nochmal anders, als wenn ich die Tabletten falsch richte.
Speaker:Richtig und da muss man natürlich auch auf der anderen Seite
Speaker:auch überlegen, was ist denn häufig Praxis. Da
Speaker:ist ja dann teilweise doch die Angelernte und die
Speaker:Äxte zusammen und
Speaker:wenn dann die Examinierte vielleicht gerade mal nicht da ist
Speaker:oder einfach woanders ist, ist auf einmal die
Speaker:Angelernte diejenige, die es alleine verantworten muss. Und dann haben wir
Speaker:natürlich kritische Situationen. Was sie ja gar nicht kann. Nö. Genau.
Speaker:Aber ultimative Kraft des Faktischen. Genau.
Speaker:Tja, eben diese Rücksichtnahme auf persönliche
Speaker:Situationen, das wäre schon ganz wichtig. Im Sinne
Speaker:eines guten Betriebsklimas, das sollte sicher normal
Speaker:sein. Aber ja, heute ist nicht mal
Speaker:so viel normal leider. Ja auf der anderen Seite. Auch eben dieses
Speaker:schlechte Gewissen machen dann. Du
Speaker:weißt doch wie dünn die Personalnot kommt doch morgen.
Speaker:Und dass die Trauernde dann auch noch nachdenken muss, kann ich
Speaker:die jetzt allein lassen. Das ist
Speaker:ja auch so ein Ding der absoluten Unmöglichkeit. Aber da wird dann
Speaker:auf Tränendrüse noch mal gedrückt. Ja, aber möglicherweise kommen dann die
Speaker:Trauernde auf den Gedanken. Andere Mütter
Speaker:haben auch schöne Töchter. Ich wechsel den Verein.
Speaker:Ja, ich meine, manchen Menschen tut Arbeit natürlich
Speaker:gut, auch in der Trauer, das ist auch ganz klar. Aber wir
Speaker:sprechen ja jetzt auch wirklich von dem Tag Beerdigung,
Speaker:am nächsten Morgen sollst du da sein. Und das ist nun wirklich
Speaker:eine phase in der trauer wo
Speaker:das sehr schwierig oder gar nicht möglich ist das geht das sich
Speaker:einfach klar machen das ist dann auch kein mitarbeiter der 100
Speaker:prozent bringt oder 110 im gegen vielleicht nicht mal
Speaker:70 ja Also da tut man sich ja keinen
Speaker:Gefallen, da hat man eine nominelle Besetzung, aber keine inhaltliche, sage
Speaker:ich mal. Ja.
Speaker:Ja. Was brauchst du, was würdest du sagen, brauchen
Speaker:Mitarbeiter an Selbstfürsorge?
Speaker:Das eine ist ja, was kann der Arbeitgeber leisten? Aber
Speaker:was würdest du auch sagen, jetzt habe ich als Mitarbeiter gerade
Speaker:meinen Vater verloren, Was wäre da vielleicht für
Speaker:mich gut und wichtig? Wo kann mich vielleicht auch der Arbeitgeber
Speaker:unterstützen? Aber ich muss im Endeffekt die Vorlage bieten.
Speaker:Also Selbstfürsorge ist ja auch grundsätzlich wichtig, denke
Speaker:ich mal, in dem Beruf. Also überall, aber da halt auch, weil
Speaker:man ständig mit schwierigen Dingen
Speaker:zu tun hat oder die einen auch belasten können.
Speaker:Ich finde es immer wichtig, dass jemand, der in der
Speaker:Pflege ist, genau weiß, was
Speaker:mir am Herzen liegt, wo ich meinen
Speaker:Akku auftanken kann, und zwar schnell.
Speaker:Und dass man sich diese Dinge
Speaker:gönnt oder sie möglich macht, wenn es ein Spaziergang
Speaker:im Wald ist oder Musik hören, sonst was.
Speaker:Und dass man das vielleicht auch als Selbstfürsorge
Speaker:auf der Arbeit zwischendurch tun kann. Das kommt natürlich
Speaker:jetzt darauf an, was es ist. Ich sage immer,
Speaker:es ist auch wichtig, natürlich einmal, wenn man
Speaker:nicht arbeitet, da zu schauen, wo
Speaker:kann ich auftanken. Aber dass man auch irgendwas
Speaker:sich überlegt, so für zwischendurch auf der Station,
Speaker:sage ich mal, im Wohnbereich, wenn es da ganz schlimm wird, was mache ich
Speaker:denn dann in dem Fall. Das wäre auch nochmal ganz wichtig,
Speaker:finde ich. Ich denke, da ist auch in dem Moment,
Speaker:je nachdem wie es auch in der Einrichtung als Kultur gewachsen ist, auch
Speaker:nochmal das Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen,
Speaker:wo dann vielleicht doch mal die eine oder andere dann
Speaker:einen unterhakt und sagt ich sehe, dass es dir im
Speaker:Augenblick nicht gut geht, ich
Speaker:mache mal einen mehr für dich.
Speaker:Das wäre das kollegiale miteinander dann,
Speaker:wenn das Team gut funktioniert. Was aber natürlich auch
Speaker:von der Führungskraft her ausgehen kann, dass man sagt,
Speaker:in der Besprechung schaut mal,
Speaker:wie sie zurechtkommt oder eher und dass man dann einfach sagt, du
Speaker:machst heute mal ein, zwei mehr.
Speaker:Oder auch dieses, wenn es gar nicht mehr geht, dass er nach Hause
Speaker:gehen kann, der betroffene Mitarbeiter. Das fände ich jetzt
Speaker:auch natürlich auch manchmal schwierig, aber manchmal geht es ja
Speaker:vielleicht doch, wenn gerade nicht so viel Arbeit noch ist oder wie
Speaker:auch immer. Ja, manchmal muss es einfach auch gehen, denn
Speaker:sonst gehen einfach Sachen schief und dann wird es einfach schwierig.
Speaker:Also bei der Trauer, das ist ja so ein Hin und Her. Ich
Speaker:finde immer dieses duale Prozessmodell
Speaker:sehr ansprechend, also dass man sich auch klar macht. Das finde ich auch
Speaker:wichtig für Arbeitgeber oder Führungskräfte
Speaker:zu wissen. Wenn der Trauernde jetzt da am Morgen noch
Speaker:gut drauf ist, das heißt nicht, dass er das die ganze Zeit ist, weil
Speaker:man hat ja so Triggermomente und dann ist man
Speaker:plötzlich wieder zurückgeworfen auf ich schaue zurück
Speaker:und was habe ich verloren, diese Verlustbedingungen.