Gestaffelter Mutterschutz gewinnt - Andrea Galle Vorständin der MKK im Gespräch
Gestaffelter Mutterschutz ist dringend geboten
Andrea Galle, Vorständen der MKK im Gespräch mit Stefan Hund
Interview bei "Das Schwere LEICHT gesagt".
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Inhalt: Der Mutterschutz sollte gestaffelt viel früher beginnen. Andrea Galle fordert, den Schutz bereits vor der 24. Woche einzuführen, um Frauen gesellschaftliche Wertschätzung und Unterstützung zu bieten. Ein sensibles Thema, das endlich Raum und Transparenz braucht.
2. Andrea Galle teilt ihre persönliche Geschichte einer Fehlgeburt in der 17. Woche und spricht über die emotionale und körperliche Belastung. Ihre Erfahrungen zeigen uns, wie wichtig es ist, dieses Tabu endlich zu brechen und Verständnis zu schaffen.
3. Frauen sind heute sichtbarer und bereit, für ihre Rechte einzustehen. Das Thema Fehlgeburt und der gestaffelte Mutterschutz brauchen mehr Aufmerksamkeit, um die mentale und körperliche Gesundheit von Frauen zu sichern. Es ist Zeit für ein Umdenken.
4. Der Bundesrat hat eine lebenswichtige Initiative ergriffen: Die Einführung eines früheren, gestaffelten Mutterschutzes. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer profitieren von der erhöhten Transparenz und Unterstützung in dieser schwierigen Zeit. Die Gesetzesänderung ist längst überfällig.
5. Fehlgeburten sind kein Tabuthema. Offene Gespräche helfen, Schuldgefühle und Missverständnisse zu vermeiden. Andrea Galle setzt sich für einen gesetzlichen Rahmen ein, der Frauen den notwendigen Halt gibt. Zeit, die Gesundheit von Frauen ernst zu nehmen und zu handeln.
Herzlichen Dank für das Gespräch am 17.7.24
Kontakt:
Direkt: https://www.linkedin.com/in/andrea-galle-03b647151/
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Transcript
Das Thema Fehlgeburt. Heute sprechen wir
Speaker:darüber. Und wir sprechen darüber,
Speaker:dass der Mutterschutz, der ja in großen
Speaker:Teilen erst ab der 24. Schwangerschaftswoche beginnt,
Speaker:eigentlich viel, viel früher beginnen müsste.
Speaker:Eine neue Folge von Das schwere leicht gesagt.
Speaker:Und liebe Hörerinnen und Hörer, schön, dass ihr wieder einschaltet. Ich
Speaker:freue mich heute sehr, Andrea Galle
Speaker:hier bei uns im Podcast zu haben. Liebe Andrea
Speaker:Galle, ganz herzlich willkommen. Ich freue mich, dass ich da sein
Speaker:darf. Sie sind Vorständin
Speaker:einer großen Krankenkasse. 600.000
Speaker:Mitglieder habe ich auf der Homepage gesehen, der MKK.
Speaker:Und ja, sie haben da an dieser Stelle ja auch
Speaker:einfach immer wieder eine Beziehung zu diesem Thema.
Speaker:Aber Sie haben ja ursprünglich mal eigene Erfahrungen gehabt.
Speaker:Denn das war ja der Anlass, weshalb wir beide zusammengekommen sind. Sie haben in
Speaker:LinkedIn gepostet, vor x-ig Jahren hatte ich
Speaker:selbst eine Fehlgeburt, kam dann später in dieses Krankenhaus und hatte ein Déjà-vu.
Speaker:Wie war das damals? Ja,
Speaker:also erstmal muss ich sagen,
Speaker:so etwas schreibt man ja nicht alle Tage über sich.
Speaker:Das heißt, ich hatte einen Anlass und der Anlass war, dass ich mich aktuell
Speaker:konkret auseinandergesetzt habe mit der Fragestellung,
Speaker:warum Frauen eigentlich erst ab der 24.
Speaker:Schwangerschaftswoche Anspruch auf Mutterschutz haben,
Speaker:was an für sich natürlich eine gute und eine richtige Sache ist.
Speaker:Aber warum macht man das fest an diesem starren Datum und was ist mit den
Speaker:Frauen davor? Das haben wir intern
Speaker:diskutiert und eigentlich durch diese
Speaker:Gespräche, die ich geführt habe, kam eigentlich auch meine eigene Story wieder ein
Speaker:bisschen hoch. Ich hielt es
Speaker:einfach für richtig, aus der eigenen Erfahrung sprechen zu
Speaker:können, dieses Thema
Speaker:vielleicht auch noch mal sichtbarer zu machen und glaubwürdiger
Speaker:zu machen, weil sich vielleicht auch mancher, der es einfach nur platt liest,
Speaker:wir fordern gestaffelten Mutterschutz vor der 24.
Speaker:Schwangerschaftswoche, sich denkt, ja warum eigentlich, was soll
Speaker:das? Und das vielleicht ein bisschen abtut. Und Das
Speaker:war der Anlass, dass ich darüber geschrieben habe. Es ist Tatsache,
Speaker:dass ich mit 19 Jahren eine Fehlgeburt
Speaker:hatte in der 17. Schwangerschaftswoche. Die
Speaker:Umstände waren seinerzeit nicht sehr glücklich.
Speaker:Ich war mitten im Studium. Ich bin allerdings
Speaker:im Osten aufgewachsen, da war das mit dem Studium und Schwanger kein
Speaker:Problem. Deswegen war das auch ein Kind, was gewollt war.
Speaker:Es hieß dann eben auch, irgendwie zu
Speaker:funktionieren, und vor allem wurde nicht darüber gesprochen.
Speaker:Irgendwie ist man damit allein gewesen, dann buddelt man das
Speaker:weg. Jedenfalls war das meine Strategie. Ich habe es irgendwie weggebuddelt.
Speaker:Es ist mir tatsächlich so passiert, dass ich
Speaker:20 Jahre später in meinem jetzigen Job als
Speaker:Krankenkassenchefin in diesem Krankenhaus war für ein
Speaker:Vertragsgespräch.
Speaker:Ich habe nicht wochenlang vorher darüber gegrübelt, dass da
Speaker:etwas passiert ist. Ich hatte es gar nicht auf dem Schirm.
Speaker:Nun war dieses Vertragsgespräch ausgerechnet auch noch in der
Speaker:Frauenklinik des Hauses. Ich komme da rein
Speaker:und es war eben dann Tatsache in dem Moment so
Speaker:etwas wie ein Zusammenbruch, der mich völlig überrascht hat.
Speaker:Wie bin ich damit umgegangen? Ich habe mich damals auf die Patiententoilette
Speaker:verkrümelt und mich zusammen besucht wieder.
Speaker:Ich habe den Tag auch überstanden. Aber es
Speaker:hat mich einfach in dem Moment vor allem selbst überrascht,
Speaker:dass da etwas war, was offenbar nicht verarbeitet war und was mir auch gar
Speaker:nicht bewusst war. Und weil
Speaker:Sie sagten, dieser Linked-in-Post, was
Speaker:ich danach erlebt habe, war, nochmal zu
Speaker:sehen, wie hoch die Relevanz in dem Thema ist.
Speaker:Was sicherlich auch damit zusammenhängt, wir wissen es, es wird ja nicht
Speaker:systematisch erfasst. Fehlgeburten vor der 24.
Speaker:Schwangerschaftswoche landen in keiner Statistik.
Speaker:Aber das Thema braucht Raum und die Betroffenheit ist groß.
Speaker:Es war also einer der Posts mit einer erstmal
Speaker:hohen fünfstelligen Ansichtsrate,
Speaker:Aber mit unfassbar vielen Kommentaren und vor allem
Speaker:mit noch mal mehr Privatnachrichten, die mir
Speaker:Frauen geschickt haben, die sich
Speaker:bedankt haben, die geschrieben haben, dass sie sich das
Speaker:nicht getraut hätten. Das ist also ein Tabuthema.
Speaker:Und dass es aber so wichtig wäre, dass sich da
Speaker:was ändert und die teilweise wirklich ihre Eindrücke
Speaker:und ihre Erfahrungen mir geschildert haben. Und
Speaker:das ist die Erfahrung, die ich nach den Link-Infos gemacht hatte, unabhängig
Speaker:davon, dass wir uns darüber kennengelernt haben. Ja, aber
Speaker:es ist ganz, ganz klar ein Thema. Und auch wenn man nicht
Speaker:darüber spricht, wird es davon nicht einfach, Da
Speaker:wächst kein Gras über die Sache, sondern es ist virulent.
Speaker:Und wenn ich einfach an meine frühere Rolle als Gemeindepfarrer
Speaker:denke, beziehungsweise als Seelsorger, es kann
Speaker:auch nach Jahren noch mal sichtbar gemacht werden, zum Beispiel bei
Speaker:Seelsorge, bei Aufstellungen, dann wird es auf einmal präsent.
Speaker:Und deshalb ist es genauso wichtig, dass wirklich auch Frauen,
Speaker:und jetzt ergänzt sich bewusst auch Männer, denn die fallen in der Regel
Speaker:nochmal hinten runter, da wirklich in den
Speaker:Blick geraten und das man dann
Speaker:deutlich früher ansetzt. Wie gesagt, wir wissen,
Speaker:bis zur 12. Schwangerschaftswoche,
Speaker:Da hat man in der Regel eine Art von Ausschabung und
Speaker:danach muss die gesamte Prozedur
Speaker:durchgezogen werden. Und das macht
Speaker:ja was mit einem. Und Deshalb ist es
Speaker:so wichtig, dass wir darüber sprechen. Und deshalb ist es auch so
Speaker:wichtig, dass die Krankenkassen, da habe ich mit
Speaker:ihrem Kollegen Prof. Loth auch schon Kontakt gehabt,
Speaker:das über den Bundesrat jetzt an die Bundesregierung gegeben
Speaker:haben, dass sie das bitte, bitte zum Gesetzentwurf
Speaker:machen, dass da früher für die
Speaker:Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter gesagt wird. Ich finde das
Speaker:übrigens toll, dass der Bundesrat jetzt tatsache die Initiative ergriffen
Speaker:hat. Das ist ein wichtiges Zeichen.
Speaker:Und Sie haben auch etwas Wichtiges gesagt, auch die Männer.
Speaker:Ich denke, dass die Männer davon profitieren werden, wenn die Frauen das Thema
Speaker:sichtbar machen. Auch die Männer werden davon profitieren. Für die
Speaker:Männer ist es vielleicht noch mal ein größeres Tabu. Ich spreche aber
Speaker:aktuell mal vor allem für die Frauen, weil die erleiden es
Speaker:erstmal auch körperlich. Das
Speaker:ist ja auch Fakt. Wenn
Speaker:ich eins in meiner jetzigen Tätigkeit
Speaker:gelernt habe, dass wir gut beraten sind, das Thema
Speaker:Frauengesundheit ernster zu nehmen.
Speaker:Wir haben so viele Tabuzonen im Bereich Frauengesundheit,
Speaker:dass es dringend geändert gehört. Man kann
Speaker:auch überlegen, warum kommen diese Themen jetzt gerade so
Speaker:hoch? Warum haben Sie jetzt gerade Raum? Es ist ja
Speaker:nicht nur das Thema Fehlgeburt und die damit
Speaker:verbundene Trauerarbeit. Es sind auch andere
Speaker:Themen. Aber ich habe mal überlegt, ob es nicht auch
Speaker:daran liegt, dass wir viel mehr Frauen in Beschäftigung haben, dass
Speaker:Frauen also sichtbarer sind und dadurch
Speaker:auch bereiter, für
Speaker:sich einzustehen und ihre eigenen Rechte einzufordern.
Speaker:Gerade das Thema Fehlgeburt ist etwas, was früher
Speaker:im häuslichen Bereich passiert ist. Dadurch hat
Speaker:es keinen Raum in der Öffentlichkeit bekommen.
Speaker:Dann hing dieses Tabu drüber. Ich finde es gerade eine große Chance,
Speaker:auch für die ganze Gesellschaft, dass wir
Speaker:über diese Themen sprechen, ihnen Raum geben.
Speaker:Einfach auch für die Gesundheit
Speaker:ganz wichtig, nicht nur für die mentale, auch für die körperliche.
Speaker:Sie haben unsere Versicherten angesprochen. Wir
Speaker:sehen das durchaus auch in der Versichertenklientel.
Speaker:Aber ich bin auch Arbeitgeberin. Ich habe hier 1.150
Speaker:Mitarbeitende. 70 Prozent davon sind Frauen.
Speaker:Insofern habe ich auch ein Interesse daran, dass
Speaker:wir hier ein gutes Miteinander haben. Und dazu
Speaker:gehört halt auch, dass man Menschen sieht in der Situation,
Speaker:in der sie jetzt gerade sind und das nicht
Speaker:tabuisiert. Zumal,
Speaker:welchen Vorteil hätte man davon, dass man es tabuisiert?
Speaker:Der Vorteil hieß ja nur, wir bringen es nicht aufs Tapet.
Speaker:Aber wie gesagt, die
Speaker:Fakten sind klar, die Fakten sind gegeben. Und
Speaker:damit sind sie unterschwellig doch da.
Speaker:Und wenn ich jetzt gerade nochmal auf die Arbeitgeberinnenfunktion
Speaker:an dieser Stelle gucke, Sie sehen ja auch wiederum in dem Moment,
Speaker:wo Sie da den Mitarbeiterinnen entgegenkommen und möglicherweise auch
Speaker:von sich aus sagen, ab der 24.
Speaker:Schwangerschaftswoche hast du zwar erst die Möglichkeit,
Speaker:den vollen Mutterschutz zu bekommen, aber ich sehe ja, wie
Speaker:es dir geht. Bleib mal zu Hause,
Speaker:kann ich dich vielleicht sogar auch mal anrufen,
Speaker:wirklich auch der Mitarbeiterin da zu helfen, wenn sie sagt, das ist für mich
Speaker:in Ordnung so. Möglicherweise sagt sie ja auch, ich will unbedingt arbeiten, denn
Speaker:zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf.
Speaker:Ja, also Menschen sind unterschiedlich und man, also ich,
Speaker:Ich habe auch gar nicht so das Patentrezept. Ich
Speaker:denke schon, es ist wichtig, dass wir dieses Gesetz
Speaker:bekommen, dass wir tatsache einen Rahmen bekommen.
Speaker:Erstens braucht die Frau dann nicht bitten, Also
Speaker:wirklich zur Bittstellerin
Speaker:und hat einen Anspruch darauf. Und es ist irgendwie
Speaker:auch ein Stück, ich nehme mal das Wort Wertschätzung der Gesellschaft.
Speaker:Es ist ein Ausdruck auch für Wertschätzung,
Speaker:dass eben auch hier anerkannt wird, hier
Speaker:ist eine Frau, die ein Kind verloren
Speaker:hat und von einem auf den anderen Tag keine Mutter mehr
Speaker:ist.
Speaker:Sie müssen sehen, nicht nur ab der 24. Woche ist
Speaker:da schon ein Bauch. Der
Speaker:ganze Hormoncocktail hat sich ja schon auf Schwangerschaft umgesetzt.
Speaker:Das ist einfach eine Phase,
Speaker:in der man diese
Speaker:Unterstützung benötigt, wo ja auch Ansprüche da sind, dass
Speaker:auch eine Hebamme noch mal unterstützt, ETC.
Speaker:Das leitet sich ja erst dann gut ab, wenn wir eine
Speaker:gesetzliche Regelung haben. Alles andere,
Speaker:was Unternehmen tun können auf der freiwilligen Basis, ist natürlich
Speaker:begrüßenswert,
Speaker:bringt aber Hürden. Zum Beispiel
Speaker:nicht in jeder Firma, auch gerade in den großen Firmen, hat man so einen
Speaker:familiären Umgang. Es gibt dann eben auch viel
Speaker:Formales. Große Firmen brauchen in
Speaker:der Regel irgendwie so etwas wie ein Nachweis.
Speaker:Jetzt kann man sagen, eine Frau würde sich nicht
Speaker:ausdenken, dass sie eine Fehlgeburt hatte. Trotz alledem kann ich mir das vorstellen,
Speaker:dass gerade große Firmen sagen, ein bisschen Formalie muss eingehalten werden.
Speaker:Das heißt, wie weise ich das denn nach? Außerdem bin ich als
Speaker:Arbeitgeber gar nicht
Speaker:befugt, Diagnosen abzufragen.
Speaker:Das fällt unter den Datenschutz zurecht.
Speaker:Insofern sind das alles Hilfsbrücken,
Speaker:die wohlmeinende Unternehmen vielleicht überlegen.
Speaker:Aber am Ende ist das sauberste, dass wir ein Gesetz haben, in
Speaker:dem der Anspruch klar geregelt ist und sich niemand erklären
Speaker:muss.
Speaker:Wie kann ich mir das nachher praktisch vorstellen? Da ist die
Speaker:Mitarbeiterin, die hat ärztliche Bestätigung, ich bin
Speaker:schwanger, gibt das natürlich in der Personalabteilung
Speaker:ab, dann kommt natürlich das übliche Prozedere mit
Speaker:Arbeitsplatzbewertung nach Mutterschutz
Speaker:und Wenn sie dann auf einmal kommt und sagt, ich bin es nicht mehr,
Speaker:das würde in dem Moment genügen? Wahrscheinlich, oder?
Speaker:Ja, würde genügen.
Speaker:Ich kann es von Prozedere gar nicht sagen, aber das weicht ja dann überhaupt
Speaker:nicht ab von dem bereits heute etablierten Verfahren
Speaker:nach der 24. Woche, wenn es da passieren würde.
Speaker:Es wird halt nur früher etabliert. Nur früher
Speaker:etabliert.
Speaker:Ich möchte noch mal nachhaken. Für
Speaker:mich, der ja nun auch als Klinikseelsorger
Speaker:teilweise die Frauen mit Fehlgeburten begleitet hat. Für mich
Speaker:war es immer ganz wichtig zu sagen, diese Frau
Speaker:oder dieses Paar sind Eltern geworden.
Speaker:Und das kann ich ihnen nicht und das will ich ihnen auch nicht benehmen.
Speaker:Nur das Kind ist nicht hier, sondern woanders.
Speaker:Ganz häufig haben wir ja auch so unterschwellig
Speaker:so dieses Thema Schuld da drin. Schuldvorwürfe
Speaker:im Sinne von ich bin nicht okay, dass das nicht so geklappt
Speaker:hat oder oder ähnliches und ich muss sagen
Speaker:die sind für mich, aber ich denke da sind wir uns einig, absolut
Speaker:Fehlerplatz. Ja, ich
Speaker:stimme Ihnen natürlich zu. Auch das ist natürlich
Speaker:ein Effekt von Tabu. In dem Moment,
Speaker:also so etwas bekommt immer dann Raum, wenn nicht darüber
Speaker:gesprochen werden kann. Dann bekommen
Speaker:sozusagen komische Gedanken Raum, weil Menschen dann versuchen,
Speaker:sich das irgendwie selbst alles zurechtzubasteln. In dem Moment,
Speaker:wo über das Thema Fehlgeburt gesprochen wird, kann auch über die
Speaker:Ursachen natürlich transparenter gesprochen werden.
Speaker:Wir beide wissen, da gibt es jetzt nicht Schuld,
Speaker:sondern da ist auch vieles, einfach weil die Natur es leider so
Speaker:angelegt hat. Die
Speaker:Natur ist halt an der Stelle unberechenbar. Vieles ist nicht
Speaker:beeinflussbar. Aber auch
Speaker:deshalb ist es wichtig, dass das nicht in so einer Tabuzone
Speaker:ist, weil erst dann, also In dem
Speaker:Moment, wo offen darüber gesprochen wird, können Schuldgefühle weniger
Speaker:Raum bekommen. Ganz klar. Genau.
Speaker:Und was wir natürlich sehen,
Speaker:die Gesundheitskompetenz von Menschen
Speaker:ist nicht durchgängig so gut ausgeprägt,
Speaker:dass man sich alles selbst erklärt und selbst erhält.
Speaker:Zumal das stimmt, in dem Moment, was ich mir erzähle, ich darf mir auch nicht
Speaker:alles glauben, was ich denke. Und natürlich haben
Speaker:wir in dem Moment, also erstens ist es ein Trauma. Es ist
Speaker:ja nicht nur Trauer, es ist ein Trauma. Es ist
Speaker:ein körperliches Ding zusätzlich.
Speaker:Und nochmal, ich sage, am Ende braucht es eine Transparenz
Speaker:und keine Tabus. Und dann ist das auch
Speaker:gut für die mentale Hygiene und für
Speaker:den Heilungsprozess. Auf jeden Fall. Zumal
Speaker:gleichzeitig auch immer die Situation ist, Frauen trauern ja
Speaker:unterschiedlich wie Männer. Da haben wir ja ganz häufig nach
Speaker:einer Pegelgeburt
Speaker:Schwierigkeiten in der Kommunikation. Während
Speaker:die Frauen häufig in der
Speaker:Kommunikation untereinander gehen, sind die Männer an
Speaker:der Stelle außen vor. Das sind eher dann diejenigen, die es
Speaker:im Anführungszeichen verarbeiten, verschaffen.
Speaker:Und dann haben wir im Endeffekt auch, dann verstehen sich auch
Speaker:beide Seiten nicht unbedingt. Und
Speaker:Was teilweise auch Schwierigkeiten macht. Ja,
Speaker:das mag sein. Das ist ja dann eher in der Paarbeziehung. Da bin ich jetzt
Speaker:keine Expertin dafür, weil da würde mir jetzt
Speaker:auch der therapeutische oder medizinisches Abverstand fehlen, darüber zu
Speaker:sprechen. Und Ich
Speaker:glaube, es gibt ja auch nicht die eine Art Frau,
Speaker:die nicht jede Frau ist gesprächig. Es
Speaker:gibt auch unterschiedliche Situationen. Es ist unter
Speaker:Umständen ein Unterschied, ob man bei der
Speaker:Erstschwangerschaft ein Kind verliert oder ob man zum Beispiel schon
Speaker:viele Schwangerschaften auf diese Weise beendet
Speaker:hat oder ob da schon drei Kinder sind.
Speaker:Vieles wird die Frau dann in dem Moment aus der Situation, die sehr
Speaker:unterschiedlich sein kann, fordern.
Speaker:Und wenn ich dann eine vollbeschäftigte, berufstätige Frau habe, dann
Speaker:muss es nicht zwangsläufig so sein, dass sie mit
Speaker:ganz vielen anderen Frauen darüber spricht, sondern in ihrem Beruf eben
Speaker:auch das Bedürfnis hat zu funktionieren und das
Speaker:unter Umständen so auslebt, dass sie es eben nicht
Speaker:anspricht. Auch bei Frauen gibt es
Speaker:diese Phänomene, dass man keine Schwäche zeigen möchte.
Speaker:Das sage ich mal noch mal rückblickend auf meinen LinkedIn-Post, auf die
Speaker:Nachrichten, die ich bekommen habe. Da schreiben das Frauen, da schreiben
Speaker:sie, dass sie das mit Schwäche gleichsetzen und dass sie sich nicht trauen würden,
Speaker:darüber öffentlich zu sprechen. Also insofern,
Speaker:ich glaube,
Speaker:es gibt nicht die eine Art, wie Menschen arbeiten, Das wissen
Speaker:sie auch. Und es gibt vielleicht auch nicht
Speaker:den Mann und die Frau. Aber
Speaker:klar ist, es ist für alle eine belastende Situation.
Speaker:Und ich glaube, genau Deshalb hoffen
Speaker:wir, dass die Bundesregierung das ins Gesetzblatt
Speaker:reingibt und dann wirklich auch sagt,
Speaker:der gestaffelte Mutterschutz möglicherweise sogar
Speaker:ab der 12. Schwangerschaftswoche muss
Speaker:kommen, damit wir an dieser Stelle nicht an den falschen
Speaker:Stellen miteinander diskutieren müssen, sondern wirklich die
Speaker:Themen angreifen, die wichtig sind, die
Speaker:Heilung, die ein gutes Miteinander und in letzter
Speaker:Konsequenz auch für die Unternehmen
Speaker:erfolgreich sind. Auf jeden Fall. Also ich würde das
Speaker:sehr begrüßen. Und auch für die Firmen
Speaker:kann es nur ein Gewinn sein, weil Firmen haben ein
Speaker:Interesse gerade angesichts der hohen Beschäftigungsquote von Frauen,
Speaker:dass ihre Mitarbeitenden am Arbeitsplatz gesund sind
Speaker:und eben tatsache auch lange gesund bleiben.
Speaker:Und wenn sie darüber kommunizieren können, wenn sie wollen,
Speaker:dann hilft das auch nochmal a für die Gesundheit,
Speaker:b für die Unternehmenskommunikation, Unternehmenskultur
Speaker:und damit einfach auch, dass Mitarbeiterinnen
Speaker:möglichst lange auch im Unternehmen bleiben. Denn
Speaker:in dem Moment, wo ich als Mitarbeiterin an dieser Stelle, ich sag
Speaker:einfach mal, von Kopf gestoßen werde, dann frage ich
Speaker:mich natürlich, passe ich noch in dieses System?
Speaker:Oder passe ich noch zu diesem Arbeitgeber und rein daher
Speaker:sollten alle das Interesse haben an dieser Stelle etwas zu bewegen.
Speaker:Ich würde es auf jeden Fall unterstützen. Ich sage mal
Speaker:ganz ganz herzlichen Dank. Ich hoffe, dass wir an dieser
Speaker:Stelle einen Impuls setzen können,
Speaker:möglicherweise, dass der wirklich auch trägt und
Speaker:dass die Gesetzesentwicklung kommt. Ganz herzlichen
Speaker:Dank. Danke auch.