Episode 88

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Published on:

11th Nov 2024

Die Trauer beginnt mit der bösen Diagnose - Alexej Lachmann im Gespräch

Trauer beginnt mit der bösen Diagnose

Alexej Lachmann, Glasermeister und Witwer, zu Gast im Podcast des Trauermanagers bei Stefan Hund

Mehr Info: Trauermanager.de

Takeaways:

  • Trauer beginnt nicht nur nach dem Verlust, sondern bereits mit der Diagnose einer Erkrankung. Hinweis: Sabine Dinkel verstarb an Eierstockkrebs, sie war übrigens mein Gast in einem früheren anderen Podcast.
  • Offene Kommunikation über Krankheit und Trauer fördert Verständnis und Unterstützung im Arbeitsumfeld.
  • Die emotionale Achterbahnfahrt der Trauer erfordert Zeit und Raum zur Verarbeitung.
  • Führungskräfte sollten Mitgefühl zeigen und Mitarbeiter in Krisensituationen aktiv unterstützen.
  • Offenheit und Humor können während der Trauerzeit helfen, das Leben weiterhin zu gestalten.
  • Die richtige Unterstützung für Angehörige zu finden, kann den Trauerprozess erheblich erleichtern.

Dankeschön

Kontakt zu Alexej Lachmann - https://www.witwer-und-nun.de

Aufnahme: Juli 24, Sendung 11.11.24

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Wir sprechen über Themen rund um Trauer. Für Unternehmer, Führungskräfte und Betriebsräte.

  • Hast Du eine Frage, die wir thematisieren sollen? Schreib uns: podcast@trauer-manager.de
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Impressum

Mentioned in this episode:

Danke

Vielen dank, dass Du auch heute wieder bei „Das Schwere Leicht gesagt“ dabei warst. Abonniere und Teile gerne diese Podcastepisode. Abonniere unseren KHT, damit Du und Dein Unternehmen wissen, was sie bei der Trauer eines Kollegen tun können. Alle Links in den Shownotes. Wir freuen uns, wenn Du in der nächsten Folge wieder dabei bis. - Herzliche Grüße Stefan Hund

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Transcript
Speaker:

Trauer ab Diagnose

Speaker:

oder Offenheit zählt.

Speaker:

Darum geht es heute. Das schwere leicht gesagt

Speaker:

eine neue Episode. Und Liebe Hörerinnen

Speaker:

und Hörer, ich begrüße euch ganz, ganz herzlich.

Speaker:

Und ich habe auch heute mir einen

Speaker:

Spezialisten, einen Fachmann eingeladen, einen

Speaker:

Handwerker, der das auch wirklich, ja, handwerklich auch mal

Speaker:

angeht, das ganze Thema. Lieber Alexej Lachmann,

Speaker:

herzlich willkommen im Podcast. Ja, hallihallo. Freut mich, hier sein zu

Speaker:

dürfen. Du bist von Hause aus Glasermeister.

Speaker:

Mhm. Du hast ein kleines Unternehmen oben im Norden.

Speaker:

Mhm. Und du hast diese ganze

Speaker:

Situation mit Diagnose bis hin

Speaker:

zum bitteren Ende selbst erlebt. Deine

Speaker:

Frau Sabine Dinkel habe

Speaker:

ich noch erleben dürfen. Ich hatte sie vor sechs Jahren bei mir im Podcast.

Speaker:

Und so ist auch die Verbindung jetzt zu dir gekommen. Und

Speaker:

du hast für dich einfach auch die ganzen Sachen durchgearbeitet.

Speaker:

Und kannst da einerseits den Trauernden eine

Speaker:

hilfliche Stellung geben, aber noch viel mehr den Führungskräften und

Speaker:

den Unternehmern, dass die wirklich auch gut handeln

Speaker:

können, denn sonst ist die Gefahr groß, dass die Mitarbeiter entweder still oder

Speaker:

laut kündigen.

Speaker:

Wie war das für dich damals? Wie

Speaker:

bist du da hingekommen? Na ja, hingekommen

Speaker:

ist gut. Ich wurde ja reingeschubst. Die Diagnose von Biene hatten wir uns ja

Speaker:

nicht ausgesucht. Und das war damals, würde ich mal

Speaker:

sagen, entsetzlich. So, und genau das war der

Speaker:

Punkt. Wir haben

Speaker:

relativ früh versucht, damit offen umzugehen.

Speaker:

Also es war natürlich die Diskussion, kann ich das meinen Kunden sagen? Auch jetzt Biene

Speaker:

damals, die war ja auch unabhängiger Code. Und springen mir

Speaker:

nicht die Kunden ab und so weiter und so fort. Aber es hat sich

Speaker:

herausgestellt, sie hat sich dann entschieden, damit sehr offen umzugehen, also wirklich sehr

Speaker:

offen. Und das hat sich als großer Pluspunkt herausgestellt für alle

Speaker:

Beteiligten, also für Sie, für mich, für unser

Speaker:

Umfeld, mit den normalen Verwerfungen, dass bei

Speaker:

solchen Sachen, wenn Leute schwer krank werden oder ein Trauerfall, ein Todesfall

Speaker:

eintritt, dass dann, wie man immer so salopp sagt, die Spreu sich vom Weizen

Speaker:

trennt. Also manche Freunde jahrelang verschwinden, andere Leute

Speaker:

kommen dichter, von denen man das eigentlich nicht erwartet hätte. So

Speaker:

ich sag mal, so die ganze klassische Sache haben wir auch erlebt.

Speaker:

Ja und so bin ich halt damals sehr stark als Angehöriger durch die Sache

Speaker:

gegangen. Und für mich stand damals auch gleich fest, dass

Speaker:

ich das auch in der Firma offen kommuniziere, weil

Speaker:

es einfach die Sache vereinfacht. Wenn da der Chef oder vielleicht sonst

Speaker:

noch ein Mitarbeiter irgendwie verändert, total verändert durch die Gegend

Speaker:

stiefelt und keiner weiß, was los ist, dann blühen da die

Speaker:

Fantasien und irgendwelche anderen Sachen. Es wird auf jeden Fall nicht darauf eingegangen, was

Speaker:

los ist. Und so habe ich mich entschieden, das zu machen. Das war sehr gut.

Speaker:

Ich habe da auch eine große Solidarität von meinen Mitarbeitern erfahren.

Speaker:

Ja, und jetzt nicht nur, weil ich der Chef bin, sondern weil wir auch einen

Speaker:

guten Umgang haben. Und ja, wenn man mal ein bisschen neben der

Speaker:

Spur war, wurde da wohlwollend drüber weggeguckt. Allerdings gucke ich auch

Speaker:

mal wohlwollend drüber weg, wenn einer von meinen Leuten oder

Speaker:

so auch nicht gut drauf ist. Aber da können wir vielleicht noch drauf kommen, wie

Speaker:

die Haltung da sein kann. Auf jeden Fall war es für uns wichtig, auch gerade

Speaker:

bei so Sachen, wenn ich mal kurzfristig mit ihr zum Arzt musste, zur

Speaker:

Chemo, MRT, CT, so die ganzen Gruseltermin, wo man nicht

Speaker:

gerne alleine hinfährt. Genau, so bin ich da reingestolpert.

Speaker:

Und als sie dann später gestorben ist, hatten wir uns auch

Speaker:

darauf vorbereitet. Das war dann damals im

Speaker:

Juli 2020, genau, also mitten im Corona.

Speaker:

Wobei wir Glück hatten, Wir konnten dann die Beerdigung schon mit 55 Leuten machen, nicht

Speaker:

nur mit 4 oder 5. Und viele Sachen, die wir uns

Speaker:

vorher überlegt hatten, die ich machen könnte nach dem

Speaker:

Tod von Biene, war dann einfach nicht möglich. Ist klar, wissen wir alle.

Speaker:

Aber da habe ich mir andere Sachen zu ausgedacht. Und über den Weg bin ich

Speaker:

dann auch dazu gekommen, eine Ausbildung als Traubegleiter zu machen.

Speaker:

Das ist nach den Richtlinien auch zertifiziert vom Bundesverband für

Speaker:

Trauer, Bundesverband Trauerarbeit, doch ja, stimmt.

Speaker:

Und genau, das bin ich heute und damit bin ich unterwegs. Ja und

Speaker:

das soweit erstmal, würde ich sagen. Oder?

Speaker:

Ja gut, was ich ja auch von

Speaker:

deiner Frau noch habe und damals auch sehr sehr gerne

Speaker:

verteilt habe, Ihr seid ja auch wirklich mit Humor,

Speaker:

mit dem, ich sage es jetzt mal deutlich, Eierstockkrebs

Speaker:

umgegangen. Von ihrem Buch habe

Speaker:

ich 10, 12, 15 Stücke gekauft. Nicht, weil ich

Speaker:

jetzt alle synchron lesen wollte, sondern

Speaker:

damals war ich noch als Klinikpfarrer unterwegs und

Speaker:

ich habe den Patientinnen dieses Buch,

Speaker:

ich sag einfach mal, für den Moment überreicht.

Speaker:

Eine ganze Reihe hat es mitgenommen. Ich hoffe, auch gelesen.

Speaker:

Aber die Art und Weise, wie Sie, wie ihr damit

Speaker:

umgegangen seid, das ist ganz, ganz klar vorbildlich.

Speaker:

Ganz klar. Ja, vielen Dank für die Blumen. War aber auch ein schwerer Weg. Ich

Speaker:

sag mal, im Nachgang im Umstieg sieht ja immer alles besser aus, aber es stimmt

Speaker:

tatsächlich. Der erste Satz nach der Diagnose, wo Biene, also nach der,

Speaker:

nach dem Schock, und wir zu Hause in der Wohnung waren und sie wirklich einmal

Speaker:

wie ein Wüterich durch die Wohnung gelaufen ist, schreiend und verzweifelt,

Speaker:

habe ich ihr sogar angeboten, dass sie gerne Teller an die Wand werfen wollte. Das

Speaker:

wollte sie dann doch nicht. Sie einmal innegehalten, hat mich angeguckt und

Speaker:

gesagt, mein Humor kriegt den Arsch nicht. Damit war das eigentlich auch klar.

Speaker:

Wir haben auch sonst sehr viel Humor und Spaß. Also wir sind jetzt nicht, Wir

Speaker:

gehen nicht zum Lachen im Keller, Erdgeschoss langt.

Speaker:

Aber das war der Ansatz. Und ja, wie sollen

Speaker:

wir sagen, der Punkt ist für uns

Speaker:

war klar, wir können jetzt die Sache einfach sagen und abwarten, bis

Speaker:

es dann Schluss ist, oder wir können versuchen, das zu gestalten mit allen Möglichkeiten, auf

Speaker:

der medizinischen Seite wie auch auf der psychischen oder auch einfach auf der lebensfrohen

Speaker:

Seite und so hat sich das ergeben und durch diese Offenheit haben sich sehr viele

Speaker:

Sachen ergeben, die einfach wunderbar waren. Da konnten wir Urlaub

Speaker:

in Wiesers Gimmeldingen machen, das ist bei Neuhaus

Speaker:

an der Weinstraße. Hatten, durften wir bei Freunden im

Speaker:

güldenen Herbst da einen Urlaub machen, drei Wochen, das war ganz grandios

Speaker:

und viele andere tausend Sachen, die man ohne die Offenheit und den

Speaker:

Humor nicht für sich hätte haben können. Das gleiche ist eigentlich auch

Speaker:

jetzt mit dem danach. Also für mich ist Trauerbegleitung jetzt auch nicht

Speaker:

tief schwarz und dunkel, sondern es ist halt eine Phase, wo

Speaker:

man leider durch muss. Also wie es so schön heißt mittlerweile, man wird da

Speaker:

Mitglied in einem Club, wo man kein Mitglied sein will.

Speaker:

Und ich mache nebenbei auch noch, was heißt nebenbei, ich mache

Speaker:

zusammen mit ein paar mittlerweile Freunden auch

Speaker:

im ARB, also es gibt einen Verein für Eierstockkrebserkrankungen,

Speaker:

Da machen wir die Angehörigengruppe und ich mittlerweile auch eine kleine Trauergruppe,

Speaker:

weil das einfach so geht. Und da hat sich auch jetzt für die Trauergruppe, weil

Speaker:

wir den Namen dann noch ein bisschen zu trauerfanden,

Speaker:

und wir es mittlerweile in Clubtreffen umbenannt. Und da geht auch so

Speaker:

die Reise hin, würde ich sagen. Es ist halt ein Club, wo man durch muss

Speaker:

und wo viele Phasen sind, wo man eigentlich, da kannst du nichts dran verändern.

Speaker:

Tag darunter, ein Tag, eine Woche, eine Woche. Und genau, du kannst

Speaker:

aber entwickeln und machen, wie du diese Woche und diesen Tag erlebst. Aber an der

Speaker:

Zeit kannst du nichts ändern. Das berühmte Gras, an dem man nicht ziehen kann, nur

Speaker:

damit es schneller wächst. Zwinker, Zwinker.

Speaker:

Genau das. Dementsprechend zu

Speaker:

manchen, die wir angetroffen haben,

Speaker:

an Führungskräften, Die haben gesagt, mein Mitarbeiter

Speaker:

sagte mir vor drei Wochen, ich muss zur Biopsie.

Speaker:

Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber ich wage immer,

Speaker:

mich nicht ihn anzurufen. Denn

Speaker:

Er könnte es ja so auffassen, dass ich ihn wieder an der Arbeit haben möchte.

Speaker:

Was würdest du dieser Führungskraft sagen? Denn bei

Speaker:

uns ist zwei, drei Mal ganz offen dann gesagt worden,

Speaker:

Eigentlich ist es das Thema nicht, sondern mein Thema ist eigentlich, wenn ich

Speaker:

dort anrufe, könnte ich selbst bekommen.

Speaker:

Ja, das stimmt. Eine nicht übertragbare Krankheit wird immer dadurch übertragen,

Speaker:

dass man jemanden fragt, ob er krank ist. Das ist so. Das ist ein altes

Speaker:

Gesetz. Das ist schon bei den Römern so gewesen. Das weiß man

Speaker:

ja. Nein, also ich kann jeden versichern, wenn man jemanden fragt, hast du Krebs

Speaker:

oder eine andere Erkrankung, du wirst diese Erkrankung nicht kriegen. Und,

Speaker:

Spoiler, selbst wenn du jemanden sagst, tut mir leid, dass du diesen Verlust

Speaker:

jetzt erleiden musst, dass deine Frau, Tochter, Kind gestorben sind. Das

Speaker:

heißt nicht, wenn man das macht, dass man automatisch sofort auch

Speaker:

selber stirbt. Fakt ist allerdings, dass man irgendwann stirbt. Aber das hat nichts

Speaker:

mit der Frage oder der Begründung zu tun. Na ja, und

Speaker:

zurück zu dem, ob ich da anrufe oder nicht. Ich würde mich fragen,

Speaker:

warum rufst du wirklich an? Also die Frage würde ich mir zuerst

Speaker:

tatsächlich stellen. Also wenn ich mich hinsetze und sage, ich rufe jetzt an,

Speaker:

weil ich habe jetzt hier die Quartalzahlen stehen an oder wir haben jetzt so ein

Speaker:

großes Projekt am Laufen und da brauche ich diese Hand und da muss hin, kann

Speaker:

ich mir überlegen, wie das ist. Also ist das das Einzige, was mich

Speaker:

interessiert? Dann würde ich, weiß ich nicht, nochmal sehr schwer

Speaker:

in mich gehen. Wenn ich aber tatsächlich auch ein persönliches Interesse daran habe, weil ich

Speaker:

mit den Menschen jahrelang zusammengearbeitet habe, und persönlich schätze und ich mich in der Kantine

Speaker:

auch mal neben denen setze und nicht auf einem anderen Tisch automatisch, also kurz und

Speaker:

man versteht sich als Kollege oder Kollegin, dann würde ich anrufen und würde das sagen.

Speaker:

Und ich würde dann auch tatsächlich kommunizieren, dass das jetzt gerade ambivalent ist, dass

Speaker:

ich als Chef anrufe. Und dann würde ich sagen, Pass auf, ich rufe jetzt nicht

Speaker:

an, weil wir dich in ein Projekt bauen, sondern weil ich in erster Linie das

Speaker:

will. Wobei es auch stimmt, wir brauchen dich auch für das Projekt, aber das ist

Speaker:

ein anderes Thema. Das kann man ja ganz offen reden. Und wenn das gesagt ist

Speaker:

und jetzt der Gegenüber nicht vom Baum gefallen ist, dann

Speaker:

wird das auch ankommen. Auf jeden Fall kommt dann, man kümmert sich mich und man

Speaker:

interessiert sich für mein Schicksal. Und wenn jemand, der eine Sondersituation jetzt hat, wie

Speaker:

eine Doof-Diagnose, der hat dann auch das Recht zu sagen, du,

Speaker:

ich möchte da jetzt nicht drüber reden. Und wenn er dann ausfliegt, dann darfst du

Speaker:

als Anrufer auch nicht sagen, was ein Arsch. Also darfst du natürlich sagen, aber der

Speaker:

ist kein Arsch, sondern der kann das gerade nicht. Der ist mit seinem Horn da

Speaker:

drinnen, bla bla bla, Krebs, bla bla bla, Krebs,

Speaker:

bla bla bla, ich werde sterben. Das ist gerade so das Mindset.

Speaker:

Und wenn man da reingritscht, ist es natürlich dann auch möglich, dass man vielleicht gerade

Speaker:

nicht so einen fröhlichen Moment erwischt oder eine Aufnahme fiegt. Aber das liegt wirklich bei

Speaker:

dir. Du musst dir vorher genau überlegen, was ist wirklich dein Anliegen. Und wenn du

Speaker:

sagst, okay, ganz ernst, ich will den eigentlich, mir ist der im Grunde, geht der

Speaker:

mir am Würzel vorbei und ich will den nur jetzt

Speaker:

hier als Datenknecht haben oder was weiß ich, dann würde ich mir das

Speaker:

vielleicht nochmal überlegen oder damit rechnen, dass der Kollege sagt,

Speaker:

was ein Arsch ruft mich da an. Und das wiederum hat natürlich für

Speaker:

später Konsequenzen, wenn die Leute sich dann womöglich in der Firma, in ihrer

Speaker:

Sondersituation als Trauernder oder als ein Mensch mit

Speaker:

Diagnose oder als Angehöriger oder Angehörige von einem Menschen mit einer

Speaker:

Diagnose nicht gesehen fühlt oder aufgehoben fühlt, dann

Speaker:

gibt es da halt entweder innere Immigration, Dienst nach Vorschrift

Speaker:

Oder schlimmstenfalls sagen die Leute dann, ich gehe. Und wenn alle

Speaker:

heutzutage immer, wir haben keine Fachkräfte, Leute

Speaker:

halten, keine Ahnung. Wir wissen alle, die Leute kommen wegen der Arbeit

Speaker:

und sie gehen wegen dem Chef. Das ist auch keine neue

Speaker:

Weisheit. Es fällt ja so in die Kategorie Binsenweisheit und tausendmal

Speaker:

gehört, ist aber leider trotzdem, wie so mancher Kalenderspruch, doch

Speaker:

wahr. Ja. Was würdest du in diesem

Speaker:

Moment der Führungskraft, wenn der wirklich sagt, Mensch, ich habe

Speaker:

eigentlich nicht unbedingt wirklich ein Verhältnis zu meinem

Speaker:

Mitarbeiter, aber irgendwie,

Speaker:

Ich möchte mich trotzdem ihn kümmern. Würdest du dann sagen, oder ich

Speaker:

möchte trotzdem wissen, wie es ihm geht, nicht nur, damit er morgen wieder

Speaker:

hier an der Maschine steht. Genau. Würdest du das

Speaker:

in irgendeiner Form deligieren oder wie würdest du in diesem Moment damit

Speaker:

umgehen? Denn an der Stimme oder an der Energie

Speaker:

von einem solchen Telefongespräch, da ist ja nichts gesagt und trotzdem

Speaker:

alles da. Ja, also kann man natürlich, wenn

Speaker:

man das nicht nur über die Stimme transportieren will, kann man ja sicher auch einen

Speaker:

Zoom machen oder vielleicht Facetime oder was weiß ich.

Speaker:

Ich würde da immer ganz authentisch bleiben. Also man kann ja auch sagen, tut mir

Speaker:

leid, ich weiß Herr Müller oder so oder Frau Müller,

Speaker:

wir sind jetzt nicht so dicke, aber ich mache mir trotzdem Sorgen, weil wir zusammenarbeiten

Speaker:

und ich möchte gerne wissen, wie es Ihnen geht. Man kann es ja auch auf

Speaker:

einer wirklich ernsthaften Ebene machen, so wie man sich als Professioneller,

Speaker:

als Führungskraft, also so hinstellt und sagt, Ja, ich bin Profi, aber ich

Speaker:

frage dann auch. Nun sollte man wirklich aufs Wording und auf den Ton achten. Und

Speaker:

vielleicht auch mal die Frage stellen, möchte ich so angerufen werden? Einfach mal

Speaker:

einmal reinversetzen vor dem Anruf. Ich habe gerade vor zwei Wochen

Speaker:

vom Arzt beiläufig. Ich bin hingegangen, weil ich, was

Speaker:

weiß ich, einen stechenden Bauch hatte. Und jetzt stellt sich doch aus, ich habe Magenkrebs

Speaker:

oder sowas. So in dem Beilauf habe ich die Diagnose bekommen.

Speaker:

Was möchte ich hören? Zumindest ein Ansatz. Man

Speaker:

kann nie davon ausgehen, alles was ich denke und tue.

Speaker:

Nicht jeder behandelt andere so, wie du behandelt werden möchtest. Das ist

Speaker:

zwar sehr geläufig, würde ich aber von abraten, weil, ja, also,

Speaker:

die klassische Antwort, behandele jeden so, wie du es möchtest, dann käme die Antwort

Speaker:

zurück, was, du möchtest gerne mit Leberwurst von dem ganzen Körper eingeschmiert

Speaker:

werden? Nein. Also, anfangen ein bisschen Empathie und reindenken.

Speaker:

So, Und reflektieren, wie will ich es eventuell haben, was könnte

Speaker:

gut sein. Dann tatsächlich, ich würde immer den Kontakt suchen. Nicht melden ist noch schlimmer.

Speaker:

Also nicht melden ist noch schlimmer. Das ist einfach so. Ich

Speaker:

nehme dich nicht wahr und du bist mir völlig egal. Du bist mir sogar egal

Speaker:

als die Person, die bei uns vielleicht wieder an die Maschine muss. du

Speaker:

kannst ja auch anrufen und sagen, ich brauche dich an der Maschine. Wie sieht das

Speaker:

aus? Dann klingt das nicht gut und ist auch bestimmt nicht das Coolste, was man

Speaker:

fragen kann und kommt auch nicht super cool an. Aber es ist immer ein Zeichen,

Speaker:

dass zumindest diese Arbeitskraft gewürdigt wird an der Stelle. Das kommt nicht gut an, aber

Speaker:

ist allemal besser als gar nicht, weil das ist Ignoranz. Und niemand mag ignoriert werden

Speaker:

und schon gar nicht von einem Menschen, mit dem man sonst acht bis zehn

Speaker:

Stunden am Tag zusammen ist, von Leuten, die man mehr sieht als die ganze Familie

Speaker:

in der Woche.

Speaker:

Was würdest du in diesem Moment auch der Führungskraft raten, die da an

Speaker:

der Stelle für sich einfach auch, ich sag mal, Angst hat vor so einem

Speaker:

Anruf? Im Zweifelsfall würde ich mir jemanden holen, mit

Speaker:

dem ich das mal besprechen kann. Es ist ja wie im Coaching oder wie auch

Speaker:

an anderer Seite, es geht ja darum, sich ein bisschen Wissen drauf zu schaffen. Also

Speaker:

entweder gibt es da gute Unterlagen, zwinker zwinker Herr

Speaker:

Hund, oder ich kenne jemanden, den

Speaker:

ich ansprechen kann, mit dem ich darüber reden kann. Du musst ja nicht mal ein

Speaker:

Trauerbegleiter sein oder ein Coach, kann ja auch ein guter Kollege oder eine

Speaker:

Assistentin oder Assistent sein, mit dem man mal darüber reden

Speaker:

kann. Da hat man schon mal zwei Hörner, die drauf rumdenken Und dann kann man

Speaker:

sich da aufschneiden. Wenn man dann immer noch sagt, ich trau mich nicht, okay, dann

Speaker:

hol dir halt ein bisschen professionellere Hilfe, wenn du das machen möchtest. Genau, wenn es

Speaker:

dir das wichtig ist. Immer nur, wenn es dir das wichtig ist. Immer gucken, was

Speaker:

ist es mir wert. Man muss nichts, in der Tat, das stimmt wirklich, man muss

Speaker:

auch nicht anrufen, man muss nichts in seinem Leben, es gibt nur eine Sache, die

Speaker:

wir alle müssen, das wissen wir, ganz am Ende, aber

Speaker:

vorher immer ab, wir sind ja Sparfüchse, wir gucken immer nur was kostet es mich

Speaker:

wenn ich es nicht mach. So die Rechnung kann ich ja vorher aufmachen wenn ich

Speaker:

mich jetzt nicht melde was kommt und bei raus was passiert bin ich bereit den

Speaker:

preis zu zahlen so das ist ja das ja immer das, was dahinter

Speaker:

steht. Bringt meine Frau Blumen mit oder nicht? Was passiert, wenn nicht?

Speaker:

Was ist gut, wenn doch? Und so weiter und so fort. Und das gleiche da.

Speaker:

Ja, wenn der Rosenstrauß zu groß ist, ja. Ja, natürlich.

Speaker:

Rachenfutter, keine Frage. Für die älteren Hörer

Speaker:

unter uns. Ja, genau. Das ist dann,

Speaker:

ja, immer ein gewissen Anpassen. Alles der Situation gemäß,

Speaker:

genau. So soll es sein. Aber ich würde mir dann auch Unterstützung holen. Das zeichnet

Speaker:

ja letztendlich auch jemanden, der führt aus, dass er ja auch weiß, wo er

Speaker:

sich die Sachen holen kann. Muss ja nicht alles im Kopf haben, sondern muss ja

Speaker:

nur wissen, wo man es herkriegt. Aber was ich von dir auch

Speaker:

von vornherein jetzt auch in unserem Gespräch mitbekommen habe,

Speaker:

zwar hat die Sabine die Diagnose bekommen

Speaker:

hat, Aber du hast es ganz genauso miterlitten. Ja.

Speaker:

Und Vielleicht in einer anderen Art und Weise als deine Frau.

Speaker:

Aber du bist absolut mit involviert. Und

Speaker:

ich glaube, das haben viele auch nicht unbedingt im

Speaker:

Blick, dass es einfach auch in dem Moment ein ganzes System

Speaker:

mitbetrifft. Ja, das ist so ein bisschen, ähm,

Speaker:

Co-Abhängigkeit in anderer Varianz. Also, du hast ja im

Speaker:

Grunde, du machst ja alles mit. Also wenn du jetzt, wir gehen natürlich von der

Speaker:

funktionierenden Beziehung, die sich lieb hat und die man mag oder Kinder oder was auch

Speaker:

immer. Das ist jetzt mal alles gesetzt, ne genau.

Speaker:

Dann ist es natürlich so, wenn dir gesagt wird so, du

Speaker:

Schatz, Ich hab Eierstockkrebs, war natürlich nicht so, dass ich's so gesagt hab, aber unterm

Speaker:

Strich kommt's dabei raus. Dann ist mein Leben auch vorbei.

Speaker:

Also alles das, was wir geplant haben, ist mit dem Satz vorbei.

Speaker:

Nix mehr mit nochmal nach Amerika fliegen oder

Speaker:

mal Australien nochmal hin oder gar nichts. Ich kann nicht mal, im Grunde ist die

Speaker:

nächste Reise in Schwarzwald irgendwie womöglich schon gecancelt, weil man die nicht erlebt

Speaker:

oder weil tausend Sachen einem durch den Kopf gehen. Das erste ist ja so, der

Speaker:

erste Gedanke, scheiße, ich werde Witwer. War mein erster Gedanke.

Speaker:

Und das ist ziemlich unrational. Das war schon ein sehr

Speaker:

emotionaler Gedanke. Aber das ist halt, dein Leben ist vorbei an der Stelle, es ist

Speaker:

vorbei, es ist anders, definitiv anders. Und von daher steckst du mitten

Speaker:

drin und am Ende hast du dann auch noch,

Speaker:

ich sag mal jetzt so, die Arschkarte, weil du musst übrig bleiben. Das

Speaker:

Sterben ist ja nur für die Toten, bis sie weg sind.

Speaker:

Danach interessiert's sie nicht mehr. Aber ich sitz da im Hospiz oder mit meinen Kindern

Speaker:

oder meiner Familie. Und wir müssen alleine weitermachen. Das ist der

Speaker:

Punkt. Und genauso ist das vorher auch. Du kriegst die Diagnose

Speaker:

als Angehöriger. Und musst dann erst mal damit weitermachen.

Speaker:

Dann kommt es darauf an, wie geht man damit was macht das. Aber es hat

Speaker:

mich total zerrüttet damals, ohne Frage.

Speaker:

Zumal ohne manchen Ärzten nahe zu treten.

Speaker:

Aber im Krankenhaus habe ich auch so manches erlebt. Die

Speaker:

gaben die Diagnose mit den lieben Worten: da - hast du es.

Speaker:

Ja, da herrscht, also ich sage mal so, Ärzte, nicht alle, weiß Gott, nicht

Speaker:

alle, das ist doch besser. Aber es gibt durchaus Ärzte und die haben wir auch

Speaker:

erlebt, da sagt man immer, wenn die Aufgehende kommt, bringen die einen bunten Strauß großer

Speaker:

Empathie mit und Einfühlungsvermögen.

Speaker:

Wenn sie dann mit in die Tür reinkommen, verlieren sie einen Biss ans Bett am

Speaker:

Patienten und sitzen dann nicht mal mehr mit einer kleinen Rose in der Hand da,

Speaker:

sondern stehen unbeholfen greifend an ihrem Blockhörer vor und sagen, ja, wir haben jetzt

Speaker:

eine Diagnose. Und es ist so einfach, den Leuten irgendwie

Speaker:

das vernünftig zu überbringen. Nimm dir einfach nur einen Stuhl, setz dich zu den

Speaker:

Patienten oder zur Patientin mit ans Bett. Wenn du die schon länger

Speaker:

hast, setz dich mit aufs Bett, frag ob du die... Also da gibt

Speaker:

es ganz wenige Skills, die sind völlig cool und die sind so

Speaker:

wertschätzend und die machen das auf der anderen Seite für die Leute so erträglich,

Speaker:

weil sie sich dann nicht nur wie ein Stück Fleisch im Krankenbett fühlen dürfen, sondern

Speaker:

tatsächlich auch als Mensch gesehen, der gerade irgendwie dem ja im

Speaker:

Block diktiert wird, dass sein Verfallsdatum radikal zusammengestrichen

Speaker:

wurde. Ja, das ist das ist schon so.

Speaker:

Und da kannst du mal gucken.

Speaker:

Wenn ich Trauer beobachte, sowohl bei mir in der eigenen Familie, also mein

Speaker:

Bruder ist mit 36 nach einer OP gestorben,

Speaker:

oder eben halt auch noch andere Familienmitglieder im

Speaker:

Freundeskreis, genauso aber auch als Klinikseelsorge. Ich

Speaker:

habe eigentlich so erlebt, Trauer hat immer zwei

Speaker:

Aspekte. Das eine ist so die emotionale,

Speaker:

ich sage mal, Achterbahnfahrt, der emotionale Tiefschlag.

Speaker:

Das Alte ist vorbei. Und der zweite Teil

Speaker:

heißt für mich, wer bin ich, wenn du nicht mehr bist?

Speaker:

Und das erste, das ist in den ersten Tagen, Wochen

Speaker:

das beherrschende Thema. Es wird aber in dem Moment kleiner,

Speaker:

wenn ich mich neu definieren kann. Wie erlebst du

Speaker:

das?

Speaker:

Ebe ich das? Ja, das ist eine sehr gute Frage. Also in

Speaker:

meiner Wahrnehmung bei mir und auch mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite,

Speaker:

hast du halt am Anfang den Verlust, dann hast du halt, sag ich

Speaker:

mal, die Schleusenzeit bis zur Beerdigung, wo sowieso Ausnahmezustand

Speaker:

ist, Und dann kommt die Zeit danach, wo

Speaker:

alles geregelt werden muss, wo viele noch

Speaker:

gut und solide funktionieren. Ich nenne das jetzt wirklich mal funktionieren, weil es stimmt.

Speaker:

Und es ist auch noch gar nicht im Alltag eingesickert.

Speaker:

Spätestens aber dann, wenn sozusagen die letzten Formalakte, wo die

Speaker:

letzten Formalakte vollzogen

Speaker:

sind, spätestens mit dem Rentenbescheid oder solche Sachen, wegen

Speaker:

Witwenrenten, bis das geklärt ist, was ja meist am längsten dauert,

Speaker:

dann ist wirklich Schluss.

Speaker:

Dann ist wirklich Luftabriss und dann trotelt die Maschine bei vielen, nicht bei allen. Trauer

Speaker:

ist sowieso individuell, klar. Aber was dann, wie das dann

Speaker:

ist, weil dann sind auch die Zeiten Dann ist das kein Urlaub mehr.

Speaker:

Also die Person kann nicht im Urlaub sein, die kann offensichtlich auch nicht in der

Speaker:

Reha sein oder solche Geschichten, die ist auch nicht mal im halben Auslandsjahr oder sowas,

Speaker:

die kommt nie wieder. Und das wird dann voll realisierend. Und das

Speaker:

ist dann immer nochmal so der zweite große Schub und da kommt tatsächlich,

Speaker:

meiner Erfahrung nach, auch tatsächlich erst der Punkt, wo die meisten Leute sich eine Unterstützung

Speaker:

holen. Weil dann kommt das, wie du sagst, wer bin ich, wofür, was soll das

Speaker:

alles. Ja,

Speaker:

naja, gut, aber das mit dem Wunsch des Nachsterbens ist ja meistens ein

Speaker:

bisschen eher, aber gut, da kommen viele Sachen dann drauf. Was soll ich noch? Wenn

Speaker:

ich vorher eine super Beziehung hatte und richtig klasse und alles lief oder mein Kind,

Speaker:

also was auch immer, ich bleib mal beim Paar, das ist jetzt einfach eine Erzählung.

Speaker:

Ist ja Beispiel dafür alles andere. Ja, dann was mache ich jetzt? Was tue

Speaker:

ich? Wie gehe ich damit dass sozusagen die Hälfte, meine Hälfte auseinandergerissen

Speaker:

wurde? Du hast ja, alles muss neu. Du kommst nicht nach Hause,

Speaker:

also auf der Arbeit geht alles noch, und dann kommst du nach Hause, machst die

Speaker:

Tür auf, Ja, und dann ist der, vielleicht stehen dann halt die Klamotten und die

Speaker:

Schuhe, weil du sie nicht weggeräumt hast, weil du nicht wolltest, dass das gleich alles

Speaker:

so brutal leer ist zu Hause. Andere räumen auf, aber bleib doch mal bei denen,

Speaker:

dass da noch die Klamotten sind. Aber der Ruf, Schuhe aus oder irgendwas, was

Speaker:

immer so war, kommt nicht. Und dann hast du dich vielleicht tatsächlich

Speaker:

gezwungen und kochst dir was tatsächlich und machst nicht nur irgendwas

Speaker:

schnelles. Es ist trotzdem öde alleine am

Speaker:

Messtisch zu sitzen oder meinetwegen auf dem Sofa. Das Beste, was dir dann dazu einfällt,

Speaker:

ist, dass das Radio läuft oder gar nichts läuft oder irgendwas auf Netflix

Speaker:

und diversen anderen Anbietern, die Angst, aber das ist nicht das, wie

Speaker:

es war. Genau, und das ist ein radikaler

Speaker:

Umbruch, total. Auch ein Arbeitsplatz zu haben oder einen Job

Speaker:

oder eine ernsthafte Beschäftigung kann helfen, aber auch Da kommt nachher die Frage, wofür mache

Speaker:

ich das? Vielleicht hast du die Karriere nur angestrebt, damit du und dein Haus, dass

Speaker:

ihr euch zusammen etwas leisten könnt im Leben, irgendwas machen könnt

Speaker:

und der Grund ist weg. Ja. Ich

Speaker:

habe bei euch jetzt mein 200 Quadratmeter Haus, mir

Speaker:

reicht eine Zwei-Zimmer-Wohnung.

Speaker:

Ja, salopp gesagt könnte das sein. Oder mein schickes Haus im

Speaker:

Vorort. Sogar noch mit, das weiß ich, 3000 Quadratmetern

Speaker:

Garten und unserem Pferd im Stall. Ein bisschen übertrieben, aber trotzdem

Speaker:

jetzt brauchst du alles nicht. Reitest ja nicht, fahren wir deine Frau. So genau.

Speaker:

Ja, das ist klar. Und dann stehst du da mit einem abgenähten Hemd, ne? Ja.

Speaker:

Jetzt frage ich nochmal den Chef. Du hast ja in den Arbeitsverträgen

Speaker:

und auch sonst gibt es ja im Endeffekt so diese

Speaker:

vermeintlich offizielle Regelung, ein Tag frei, zwei Tage

Speaker:

frei oder drei Tage frei. Wie würdest du an dieser Stelle mit

Speaker:

umgehen? Denn sind wir mal ehrlich, wenn da dein Mitarbeiter zu dir kommt

Speaker:

und du siehst, der ist zu allem fähig und zu überhaupt nichts zu

Speaker:

gebrauchen, sagst du dann lieber, hier

Speaker:

komm, gehst nach Hause, bleibst 14 Tage

Speaker:

daheim, kriegst auch das Gehalt weitergezahlt,

Speaker:

beziehungsweise wenn du dich vorher fühlst, kommste. Wie geht es denn damit Also

Speaker:

viele geben ja oder versuchen ja noch nicht mal,

Speaker:

den Tag oder die zwei Tage frei zu geben. Ich habe

Speaker:

nicht nur einmal erlebt, dass direkte Angehörige kämpfen mussten,

Speaker:

dass sie zur Beerdigung frei bekommen haben. Wo ich dann nur noch sagte,

Speaker:

Leute, geht's noch? Ja,

Speaker:

in der Beziehung muss man nicht mehr in der Gewerkschaft sein, zu sagen, da würde

Speaker:

ich den Arbeitnehmer mal raten, ob er da gut aufgehoben ist bei dem Sauhaufen.

Speaker:

Sag ich mal ganz ehrlich, das ist Nicht nur unempathisch, das ist einfach auch ein

Speaker:

bisschen grenzwertig in der Selbstfürsorge des

Speaker:

Unternehmens sozusagen. Warum soll der den Tag nicht frei haben? Was

Speaker:

ist so wichtig, dass du den jetzt so vergraulst, dass der in Zukunft sagt, was

Speaker:

ein Arsch der Chef. Meine Frau wird hier gleich begleitet, Meine Tochter, unser

Speaker:

Frühchen, meine Mutter, egal was, meine Mutter habe ich noch

Speaker:

acht Jahre mit Demenz gepflegt. Die ist jetzt endlich gestorben,

Speaker:

in dicken Anführungszeichen. Und dann kann dieser Arsch von

Speaker:

Chef mir nicht mal einen Tag freigeben. Dieses Gefühl,

Speaker:

das gräbt sich so tief ein, das kuschelt sich direkt bei dem in die

Speaker:

Amygdala. Das geht nicht mehr raus. Und wenn

Speaker:

der gleiche Chef dann Weihnachten kommt, sagt, wir hatten ein tolles Jahr und ping, und

Speaker:

sagt, na Herr Müller, wie geht's denn so, dann muss er aufpassen, dass er sich

Speaker:

das Bier nicht vom Hemd vom Möbel wegwischen kann. Also da gibt es... Also,

Speaker:

ne, ist jetzt mal alles ein bisschen gröber gezeichnet, aber warum denn nicht? Darum geht

Speaker:

es ja. Es geht Verletzung, es geht Nichtachtung, es geht Missachtung. Richtig. So,

Speaker:

und wenn jemand bei mir... Habe ich auch ein eigenes Beispiel

Speaker:

tatsächlich auch in der Firma gehabt. Wir hatten damals einen Lehrling. So, und Da

Speaker:

wussten wir, dass der Vater krank ist, aber so wie der Junge das kommuniziert hatte,

Speaker:

damals war der 16, 17 oder so war, war das, ich sag mal, Männergrippe.

Speaker:

Keine Ahnung, wir wussten nichts Genaues, geht uns ja auch nichts an. Und

Speaker:

wenn du gefragt hast, dann sagt er, nee, nee, alles in Ordnung. Dann ist

Speaker:

der mit den Gesellen los und dann sollte die irgendwie eine Einrichtung,

Speaker:

ich glaube fünf oder sechs Spiegel anbauen und davon hat der drei getötet.

Speaker:

Und zwar ganz banal, auch mit Fehlern, die macht man nicht. Auch die macht

Speaker:

nicht mal ein Lehrling oder ein Praktikant. Dann kamen wir abends nachher und sagten, Mensch,

Speaker:

was war denn los? Was soll denn das? Warum bist du so unkonzentriert? Und sagt

Speaker:

dann nur ganz kurz, mein Vater ist gestern gestorben. Da ist uns alle die Kinnlade

Speaker:

runterfragen. Wir sagen, Junge, sag doch mal was. Wenn wir es nicht wissen, können wir

Speaker:

nichts machen. Wenn mir so was heute passiert, sage ich, nimm dir frei, ich habe

Speaker:

nichts davon. Das ist genau der Punkt. Dann hab ich unkonzentrierte Menschen, lass die mal

Speaker:

eine Maschine fassen oder so was. Am besten an der Kreissäge arbeiten oder sowas. Und

Speaker:

dann habe ich die richtige Zeit. Dann ist die Fachkraft nicht erst den einen Tag

Speaker:

gekommen, wo ich unbedingt will, dass er da ist. Und danach ist er dann sechs

Speaker:

Monate weg. Herzlichen Glückwunsch. Und wie gesagt, das seelische Mal, was

Speaker:

du da so kurze Zeit ausradiert hast, das Band der

Speaker:

Sympathie zwischen euch, was du da gekappt hast, das fast unflickbar ist, war

Speaker:

noch gar nicht mal mitgezählt. Also mein klarer Tipp, gebt denen

Speaker:

auf jeden Fall die Tage, die ihnen sowieso zustehen. Die Jungs oder

Speaker:

Mädels können auch zum Arzt gehen und sich krank schreiben lassen. Auch das ist nicht

Speaker:

das Problem. Und wenn das Leute sind, wo du sagst, die sind

Speaker:

mir wert und teuer, dann kriegen die halt ein oder zwei Wochen krank, frei und

Speaker:

bezahlt. Dann ist das halt so. Was willst du denn machen? Da sind wir wieder

Speaker:

beim Sparfuchs, wenn ich das jetzt mal gleich wieder so umbrechen darf.

Speaker:

Ja, was kostet mich das? Was

Speaker:

kostet mich das untern Strich, wenn ich mich verhalte? Ja, auch so.

Speaker:

Genau. Aber das war ganz viel im Spiel. Kurz gesagt, lange Rede, kurzer Sinn, freigeben,

Speaker:

freigeben, freigeben, soll sich krankschreiben lassen, was weiß ich. Ist ja auch kein

Speaker:

Verbrechen, wenn die Leute sich mit so befassen, weil sie nicht mehr ganz an

Speaker:

Bord sind. Das sagt jeder Hausarztmann hier. In der Woche schreiben sie mal

Speaker:

krank, was soll das? Auch die sind nicht konzentriert, Sie sind nicht

Speaker:

da. Das ist eine Gefahr für alle anderen. Zumindest, wenn das eine gewerbliche

Speaker:

Abteilung ist. Bei den anderen weiß ich nicht, ob die da mit Bleistiften oder

Speaker:

Laptops nach dem Notebook sich werfen. Das weiß ich nicht.

Speaker:

Du alleine. Mir fallen Situationen ein, wo

Speaker:

dann jemand einen Jurist Verträge unterschrieben hat

Speaker:

und böse Klauseln übersehen hat. Und das war er ja

Speaker:

richtig im siebenstelligen Bereich. Ja, herzlichen Glückwunsch.

Speaker:

Da kann man dann aufstehen, zur Führungskraft gehen und sagen, gut gemacht. Schulter klopfen,

Speaker:

wieder hinsetzen und Kopf schütteln. Das ist dann so. Genau.

Speaker:

Viel Spaß dann im Rest des Lebens.

Speaker:

Dann wird geliefert wie bestellt. Genau.

Speaker:

Just in time quasi. Richtig. Also

Speaker:

insofern, die Trauer beginnt in dem

Speaker:

Moment, wo sie bekannt wird und

Speaker:

es ist für jeden Unternehmer, für jede Führungskraft wichtig in diesem

Speaker:

Moment wirklich zu den Mitarbeitern zu gehen und zu sagen,

Speaker:

was brauchst du? Ja, und ich würde sogar noch... Ich kann dich nicht

Speaker:

unterstützen, ich sehe dich, ich sehe dich in deinem Leid. Sorry,

Speaker:

ja, sorry, ich bin jetzt fortgefahren.

Speaker:

Und ich würde sagen, es ist nicht nur ab Trauerfall, sondern es ist auch, wenn

Speaker:

jemand sozusagen eine Diagnose bekommt und der Angehörige oder die

Speaker:

betroffene Person in der Firma ist. Schon ab da sind die nicht mehr voll

Speaker:

zurechnungsfähig. Schon da haben die Hirnstürme und

Speaker:

da würde ich schon mal, im Grunde fängt das ganze Prozedere an.

Speaker:

Ja, der Anfang ist auch wichtig, weil da sind die so neben der Kappe

Speaker:

weicher. Schreibt es in die Kommentare, wenn ihr nicht hier

Speaker:

durch den Wind wart, würde ich jetzt mal sagen. Und lasst

Speaker:

ein Like da. Aber das ist, nee, schon ab

Speaker:

Anfang an, weil hilft viel, man kann sich eingerufen, und vor allem angenommen, es

Speaker:

ist eine langfristigere Erkrankung, da möchte natürlich der Mann oder die

Speaker:

Frau ihren Mann oder ihre Frau dann halt begleiten zum CT oder

Speaker:

möchte mit der Tochter zum Arzt gehen oder bei der Chemo dabei sein, wenn da

Speaker:

so ein sechsjähriges Kind da was reingeträufelt kriegt. Da möchte auch der Vater

Speaker:

oder die Mutter dabei sein. Also die sind da nicht bei der Sache. Und wenn

Speaker:

man das alles offen, transparent macht, kann man da einen sehr

Speaker:

bekömmlichen Weg für beide Seiten machen, der für beide Seiten einzahlt.

Speaker:

Und der auch dann darüber hinausgeht, wenn man immer natürlich ausgeht, man möchte

Speaker:

diese Arbeitsbeziehung behalten, dann auch

Speaker:

in die Zukunft weiter trägt. Und dann haben, unterm Strich, nachher haben alle was gelernt.

Speaker:

Also das muss man auch noch mal sagen. Man hat ja auch immer nochmal einen

Speaker:

Krankheitsgewinn so einen zusätzlichen, wenn man sich

Speaker:

darauf einlässt, dass man da auch was bei lernen kann. Keine

Speaker:

Angst vor Offenheit. Ja, da muss man aber üben.

Speaker:

Das ist für jeder Muskel. Auch der Offenheitsmuskel muss trainiert werden. Richtig

Speaker:

und der darf auch an dieser Stelle wirklich Fehler machen, solange es wirklich auch

Speaker:

rüberkommt, ich bin offen, ich möchte dich unterstützen. Da kann es zu Fehlern

Speaker:

oder zu Missverständnissen kommen, aber wenn man im Gespräch

Speaker:

ist, kann man vieles lösen.

Speaker:

Ich sage dir mal ganz ganz herzlichen Dank. Ja,

Speaker:

ich sage dir auch ganz herzlichen Dank. Ich verlinke gerne

Speaker:

nachher zu dir in den Show Notes.

Speaker:

Und ja, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr

Speaker:

Rückfragen habt, schickt entweder mir eine Mail, das

Speaker:

ist ganz einfach, nämlich podcast.trauer-manager.de.

Speaker:

Wenn ihr eine Frage an den Alexei habt und erst mal

Speaker:

nicht die E-Mail-Adresse oder sonstige Kontakte habt, schickt sie

Speaker:

mir, ich leite es gerne weiter. Und ich danke

Speaker:

dir für deine Offenheit. Ja, gerne. Und mache Werbung,

Speaker:

dass alle an dieser Stelle offen damit umgehen, denn

Speaker:

wir haben viel zu gewinnen und noch mehr zu

Speaker:

verlieren, wenn wir es nicht tun. Da bin ich ganz bei dir.

Speaker:

Ich wünsche dir was. Vielen Dank. Tschüss.

Show artwork for Das Schwere leicht gesagt

About the Podcast

Das Schwere leicht gesagt
Trauer im Unternehmen
"Schluss mit dem Versteckspiel!"
Ja, wir sprechen über Verlust, Trauer und auch Tod im Unternehmen. Und, weil es ein sehr persönliches Thema werden kann, sind die Episoden durchgängig "per DU".

Warum dieser Podcast?
Weil Dein Unternehmen und Deine Mitarbeiter es sich nicht mehr leisten können, dieses Tabuthema zu ignorieren! Vom Wegschauen ist es nicht verschwunden, im Gegenteil.
Trauer im Unternehmenskontext kann teuer werden, besonders, wenn sie unvorbereitet in die Krise führt. Dabei wir reden hier nicht von Kleingeld, sondern von fünf- bis sechsstelligen Beträgen, die es Dein Unternehmen kosten kann, wenn jetzt die Kommunikation scheitert. Das ist kein Hirngespinst, sondern Fakt!

Glaubst Du nicht?
- Was kostet es Dich, wenn Deine wichtigste Vertrieblerin, welche die ganz großen Abschlüsse auf Augenhöhe verhandelt für vier Wochen komplett nach Trauerbedingter Krankschreibung ausfällt? Und wer krank ist, darf nicht kontaktiert werden ...
- Nach einer aktuellen französischen Studie kündigt jede 9. Fachkraft, wenn sie das eigene Unternehmen nach einem Trauerfall als inkompetent erlebt.

Die Technische Hochschule Würzburg hat in Zusammenarbeit mit uns herausgefunden, dass 80% der Führungskräfte bereits mit Trauer im Unternehmen konfrontiert wurden. Und was noch schockierender ist: Diese Führungskräfte fühlten sich oft hilflos in dieser Situation. Leitfäden, Kommunikationstraining und Informationen sind dringend notwendig.

Deshalb präsentieren wir: "Das Schwere LEICHT gesagt"
Hier behandeln wir Schlüsselthemen:

- Informationen zu Verlust, Trauer und gar Tod im Unternehmen.
- Erfahrungen von Unternehmern und Führungskräften, wie sie in dieser Situation gehandelt haben, bzw. was sie gelernt haben.
- Praktische Unterstützung für Sie und Ihre Mitarbeiter.

Unser Ingenieurbüro für Arbeitssicherheit und Betriebliches Gesundheitsmanagement Heinke Wedler bietet Ihnen den "Trauermanager". (www.trauer-manager.de/trauermanager)
1. Ein Handbuch mit detaillierten Leitfäden für die wichtigsten Traueranlässe. In die Leitfäden fließen direkt die Rahmenentscheidungen der Geschäftsleitung mit ein.
2. Diese werden ergänzt durch monatliche Online-Trainings in kleinen Gruppen.
3. Und wenn Ihre Führungskräfte nicht mehr weiter wissen, sind wir online für sie da - und wenn es ganz Dicke kommt, auch vor Ort.

Haben Sie ein Thema, das in einer Episode besprochen werden sollte?
Lassen Sie es uns wissen. Vielleicht hören Sie bald "Ihre Episode". Oder werden Sie selbst zum Interviewgast und teilen Sie Ihre Perspektive: podcast@trauer-manager.de.

Und keine Sorge, wenn wir über Angebote sprechen, finden Sie alle Informationen hier in den Shownotes. Wir prüfen alles sorgfältig, bevor wir es empfehlen. Einzelne Empfehlungen können Affiliatelinks sein.

Abonnieren Sie unseren Podcast und teilen Sie ihn großzügig!
Denn wenn der Tod oder die Trauer anklopft, zählen nur noch Bordmittel - Oder eben das, was sie mit einem Handgriff erreichen können. Und manchmal sind die überraschend begrenzt.

In jedem Unternehmen werden diese Informationen früher oder später gebraucht. Wir wissen nur nicht, wann. Mit über 1 Million Verstorbenen pro Jahr, davon 150.000 im erwerbsfähigen Alter, und den realen Herausforderungen wie Krebs und Herzkrankheiten sollten Sie gut vorbereitet sein. Es könnte Sie schneller treffen, als Sie denken.

Wenn Sie Entscheidungsbefugnis und Budgetverantwortung haben, vereinbaren Sie noch heute einen Kennenlerntermin: https://trauer-manager.de/termin.

Datenschutzerklärung und Impressum findest Du auf unserer Homepage

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